ich liebe Fernsehen. Jawoll, dazu stehe ich, trotz öffentlich-rechtlichem Inga-Lindström-Brei und privater Schwiegertocher-Sucherei. Die Hoffnung auf Qualität bleibt. Mein Lichtblick: Marietta Slomka vom ZDF. Klar, klug, integer.
Manchmal ist mir nach Dokus. Nasenaffen in Malaysia: toll! Aber die laufen leider viel zu selten. Diese Lücke füllt jetzt zum Glück wieder das RTL-Dschungelcamp. Da kann ich spektakuläre Landschafts- und Tier-Aufnahmen bewundern. Daumengroße Kakerlaken, handtellergroße Spinnen, niedliche Kängurus. Zumindest deren primäre Geschlechtsteile, die als Zwischenmahlzeit kredenzt werden. Hat ja grundsätzlich auch etwas Wissenschaftliches.
Sie sagen vielleicht: "Dschungel? Ist unter meinem Niveau." Na sicher doch, keiner guckt, aber alle haben’s gesehen. Genau das ist der geniale Trick der Erfinder. Und falls Sie gar zu den Hassern gehören: Dieses Prinzip macht die Show erst recht zum Erfolg. Kennt man auch aus der Musikbranche, denken Sie nur mal an Heino. Bei mir ist es inzwischen so, dass ich wie vor dem ESC oder einem Fußball-WM-Finale die Tage zähle, bis die Dschungel-Trash-Truppe endlich wieder erscheint, um sich danebenzubenehmen.
Die Teilnehmerliste zu Staffel zwölf konnte ich kaum erwarten. Doch dann das: Tina York ist fast der einzige Name, der mir was sagt! Ihr Kolumnist ist über 50, da hat man Hits wie die "Liechtensteiner Polka" oder "Wir lassen uns das Singen nicht verbieten" im persönlichen Evergreen- Repertoire. Aber Kattia, Ansgar und Daniele? Tja. Ein fiestasüchtiger Costa Cordalis oder eine sich g’schamig zierende Dolly Buster: Mit solchen Show-People hat man die Dschungel-Fernsehabende einst gern geteilt.
Falls Sie nun übers Wochenende noch nichts vorhaben und beispielsweise Natascha Ochsenknecht einen Fresskorb mit Wurstwaren über den Zaun werfen wollen: Auf nach Australien! Die Adresse lautet 366, Dungay Creek Road, 2484 Dungay, New South Wales. Man sitzt allerdings einen ganzen Tag im Flieger nach Brisbane und dann noch mal eine gute Stunde im Auto. Mir wäre das zu unbequem.
Also mache ich es mir daheim gemütlich. Laut Medienexperten ist das "gedämpfter Sadismus". Das Zuschauerherz hüpft vor Vergnügen, wenn beim Maden-Essen alle Masken fallen, angesichts von Bösartigkeiten, Burn-out am Lagerfeuer und Tränen im Überfluss. Wie herrlich unproblematisch erscheint einem da doch das eigene Leben! Meine zweitbeste Freundin und Hobby-Sadistin Gudrun reicht dann als TV-Snack gern mal eine geschälte Kotzfrucht. Original aus dem Dschungel, gibt’s inzwischen aber auch beim Discounter – in einigen Gegenden Asiens gilt sie als Delikatesse.
Optisch ist das Teil unspektakulär, für die anderen Sinne hat es jedoch viel zu bieten. Der Geruch erinnert an ranzigen Schafskäse. Eine feine Magenbitter-Note schwingt mit. Darunter tarnt sich ein intensiv süßes Aroma. Geschmacklich erinnert das Ganze mutmaßlich an das Erbrochene von jemandem, der zu viele Berliner Ballen mit Vanille-Zwiebel-Füllung gegessen hat. Lassen Sie sich aber vom Namen dieser Frucht nicht in die Irre führen: Kotze riecht weniger ekelig. Zum Glück haben Gudrun und ich einerseits Humor und schnäpseln andererseits ihren selbst gemachten Original-Straußeneier-Likör. Damit kriegt man alles runter.
Ich bin ein Star … und drücke Sie!