Ekel hin oder her: Weltweit essen zwei Milliarden Menschen Insekten, und zwar richtig gern. Gelten sie doch als Delikatesse in mehr als 100 Ländern in Afrika, Asien, Australien und weiten Teilen Amerikas.
Salma Hayek, Angelina Jolie & Co. setzen auf Speiseinsekten

Auch in Hollywood: Salma Hayek, 51, etwa liebt frittierte Ameisen zu Guacamole und geräucherten Grashüpfern. Angelina Jolie, 43, kultiviert die Heimatküche ihrer kambodschanischen Adoptivsöhne Maddox und Pax: "Ein paar Grillen und ein Bierchen dazu – dann bist du auch bereit für Taranteln", erklärt Jolie den perfekten Einstieg zur Entomophagie. So nennt man im Fachjargon den Verzehr von Speiseinsekten. Längst haben auch Toprestaurants wie das "Noma" in Kopenhagen Krabbeltiere auf ihre Karten gesetzt. In Europa erscheint das den meisten Menschen allerdings nach wie vor befremdlich. Doch wir alle werden uns daran gewöhnen müssen, dass auch bei uns immer mehr mit Insekten, Würmern und anderes Getier auf den Teller kommt.
Neue Eiweißquellen für die wachsende Weltbevölkerung
Warum jetzt? Seit Januar greift die Novel-Food-Verordnung der EU, die Einfuhr, Herstellung und Verkauf von Insekten als Nahrungsmittel einfacher macht als bisher. Während man in den Niederlanden und Belgien schon seit 2015 vor Grashüpfern & Co. sogar bei Cateringunternehmen nicht zurückschreckt, gibt es testweise nun auch in deutschen Supermärkten Burgerpatties oder Pasta mit vermahlenen Mehlwürmern. Die Motivation für viele Hersteller und Vertriebe ist Nachhaltigkeit. Denn für die wachsende Weltbevölkerung (Schätzungen sprechen von rund zehn Milliarden im Jar 2050) brauchen wir neue Eiweißquellen.

Insekten sind Top-Futterverwerter
"Der Vorteil von Insekten: Sie sind Top-Futterverwerter, verbrauchen deutlich weniger Platz und auch Wasser. Auch produzieren sie nur einen Bruchteil der Treibhausgase, die etwa Rinder verursachen", so Folke Dammann, einer der Pioniere in Deutschland. Der Kochbuchautor vertreibt gefriergetrocknete Grillen, Heuschrecken, Mehl- und Buffalowürmer und gibt sein Wissen in Kochkursen weiter. Artgerecht gezüchtet werden Insekten wie seine in europäischen Farmen, wo sie mit Getreide, frischem Obst und Gemüse gefüttert werden – laut Hersteller ohne Antibiotika, Hormone, Chemikalien und Gentechnik. Ihre letzten 24 Lebensstunden erfolgen wie auch bei Schalentieren von Hummer bis Languste im Fastenmodus, um den Darm rechtzeitig zu entleeren. Die Methode des Einfrierens zum Töten komme dem natürlichen Schicksal der wechselwarmen Tiere laut der Verbraucherzentrale Hamburg recht nah. Um mögliche Keime in Schach zu halten, werden sie erst blanchiert, gefriergetrocknet und lassen sich dann pur knabbern, aber auch süß oder salzig inszenieren.
Insekten als Schönmacher für eine gute Gewebestruktur von Haut & Haar

Wirklich so gesund? Eiweiß wird als Schlankmacher gehypt. Tatsächlich werden im Vergleich zu Kohlenhydraten und Fetten ein Vielfaches mehr, nämlich etwa 30 Prozent der beim Essen aufgenommenen Proteine, zur Fettverbrennung genutzt. Proteine sind also lebenswichtig und zentraler Player in nahezu allen Stoffwechselprozessen im Körper. Zudem sorgen sie als Schönmacher für eine gute Gewebestruktur von Haut und Haaren. "Rein Ernährungswissenschaftlich betrachtet ist es übrigens völlig egal, ob das Protein pflanzlicher oder tierischer Natur ist: Die Bausteine von Eiweiß sind immer die gleichen Aminosäuren", erklärt Ernährungsmedizinerin Dr. Anne Fleck. "Entscheidend ist, was sonst noch im Lebensmittel steckt." Und da können Insekten im Gegensatz zu unseren konventionellen Eiweißquellen ordentlich punkten: Sie sind reich an Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen und nahezu kohlenhydratfrei. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO enthalten zum Beispiel 170 Gramm Grillen 60 Prozent weniger gesättigte Fettsäuren und doppelt so viel Vitamin B-12 wie die gleiche Menge Rinderhack.
Risiken & Nebenwirkungen beachten
Ein weiterer Fakt ist aber auch: Wer sich ausschließlich pflanzlich ernährt, kann ohne zusätzliche Nahrungsergänzung schnell einen Mangel riskieren, so Dr. Fleck. Ein Zuviel an Proteinen (mehr als 1 oder 1,5 Gramm pro Kilo Körpergewicht) ist allerdings auch nicht gesund und kann unter Umständen sogar Krebs verursachen. Aber keine Sorge: Wer sich jetzt trendweisend von Krabbeltieren ernähren sollte, wird aufgrund dieser Erkenntnisse trotzdem nicht hungern: 60 Gramm der Knusperleichtgewichte füllen locker eine XL-Bowl. Und wir wissen ja, oft entscheidet doch eher das Auge, ob wir satt sind oder nicht.
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