Er möchte sich einfach nur treiben lassen.Vladimir Burlakov, 25, Jungschauspieler. Unter anderem deshalb fühle er sich im bunten Berlin so wohl. Seit fünf Monaten lebt der Schauspieler in der Hauptstadt - erstmals in einer Wohnung, die auch groß genug für sein Klavier ist. Das wiederum steht noch in München, wo der gebürtige Russe aufgewachsen ist. Wann er es holen wird, ist unklar. Denn im Job läuft’s für Burlakov ohne Übertreibung großartig: Er dreht so viel, dass zuletzt gleich zwei seiner TV-Filme an einem Abend zu sehen waren. Sein jüngstes Projekt: "Verbrechen: Grün", ein Krimi nach der Buchvorlage von Ferdinand von Schirach.
Der von Josef Bierbichler gespielte Filmanwalt verteidigt mutmaßliche Täter mit großer Menschlichkeit. Glauben Sie, dass wir alle Böses in uns haben?
Davon bin ich überzeugt. Nur haben wir nicht alle einen direkten Zugang dazu. Als Schauspieler kann ich es fühlen und regelrecht kitzeln, wenn ich mich auf eine entsprechende Rolle vorbereite. Fast jeder hat doch aus Wut schon mal daran gedacht, gewalttätig zu werden. Wenn man dieses Gefühl weiter zulässt, wird es greifbar.
Das verkörpern Sie perfekt. Wollten Sie immer Schauspieler werden?
Seit frühester Kindheit, ja. Meine Mutter war in Russland am Theater tätig - ich bin dort aufgewachsen. Das war ein einziges großes Abenteuer. Ich war als kleiner Junge bei allen Proben dabei. Bei der Premiere habe ich mitgesprochen und die Pointen vorweggenommen - bis man mich sanft rauswarf!
"Grün" heißt der dritte Teil der Sonntags-Filmreihe "Verbrechen", die durch Top-Besetzung (Josef Bierbichler, Katja Flint, Edgar Selge) und innovative Stilmittel (animierte Optik) besticht. Vladimir Burlakov spielt Philipp, der zwanghaft Tiere tötet - und deshalb schnell unter Mordverdacht gerät. (ZDF, So., 14.4., 22 Uhr)
Als Sie acht Jahre alt waren, kamen Sie von Moskau nach Deutschland. Wie haben Sie sich eingelebt?
Gut. Meine Zwillingsschwester und ich hatten nie das Gefühl, unsere Heimat verlassen zu haben.
Sie hatten ein Stück Heimat dabei ...
Ja, Mutter und Oma.
Ihre engsten Vertrauten?
Meine Mutter auf jeden Fall. Man sagt, eine russische Mutter ist wie eine Löwin. Bei meiner stimmt das total. Für mich und meine Schwester bringt sie alle um - also nicht wirklich. (lacht) Wir sind sehr gut befreundet und haben ähnliche Interessen wie Psychologie und Theater.
Stimmt es, dass Sie selbst keine Rollen mit russischem Akzent mehr spielen wollen?
Ich schließe das nicht generell aus. Aber ich möchte mich nicht allein darauf festlegen. Vor meinem Schauspielstudium an der Otto- Falckenberg-Schule habe ich noch mit Akzent gesprochen. Ich musste hart daran trainieren, den wegzubekommen. Das ständig künstlich wiederherzustellen, käme mir komisch vor. Außerdem haben russische Rollen leider immer sehr ähnliche Profile ...
Die Klischeevorstellung des Russen als trinkender Kleinkrimineller?
Na, da ist natürlich auch ein ganz kleines Fünkchen Wahrheit dran. Viel schlimmer ist aber, dass manche Menschen vergessen, wie viele tolle Russen es gibt. Manchmal wünsche ich mir, dass man sich als Russe nicht immer über Wodka unterhalten muss, sondern vielleicht einfach auch mal über Tschechow.