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Veronica Ferres im Interview "Ich bin ein Fan von Angela Merkel"

Veronica Ferres spielt eine Regierungschefin, die sich auf eine Amour fou einlässt. In Wirklichkeit undenkbar, sagt die Schauspielerin im "Gala"-Gespräch

Für eine Partei im Wahlkampf werben? Das käme für Veronica Ferres niemals infrage. Denn dafür müsste sie sich ja - sie nimmt das sehr genau - komplett in das betreffende Programm einarbeiten, was schon aus Zeitgründen gar nicht möglich wäre. Lieblingspolitiker hat sie allerdings. Während des "Gala"-Interviews in Hamburg schwärmt die 49-Jährige von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sie schon mehrfach getroffen hat. In ihrer neuen, teilweise klischeehaft geratenen TV-Komödie "Die Staatsaffäre" spielt Veronica Ferres die fiktive deutsche Regierungschefin Anna Bremer - und hat sich deshalb im Vorfeld ausgiebig mit der Person Merkel beschäftigt.

Haben Sie Angela Merkel schon einmal persönlich erleben und sprechen können?

Bereits mehrfach. Das erste Mal hat sie mich vor drei oder vier Jahren gemeinsam mit anderen Schauspielerin und Künstlern zu einem Essen in das Kanzleramt eingeladen. Dort hatte ich die Möglichkeit, mich für eine längere Zeit mit ihr zu unterhalten, was sehr interessant war. Danach haben wir uns immer wieder auf verschiedenen Veranstaltungen getroffen, zum Beispiel bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises.

Was sagt Frau Merkel dazu, dass Sie nun in einem Spielfilm als Kanzlerin zu sehen sind?

Sie war über diese Nachricht sehr amüsiert. So mancher Minister aus ihrem Kabinett wollte wissen, was für einen Film wir denn da genau drehen. Und Volker Kauder(Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Anm. der Red.) hat uns sogar einmal am Set besucht.

Als was für einen Mensch würden Sie die Kanzlerin beschreiben?

Zum einen geht sie als Wissenschaftlerin viele Dinge natürlich oft sehr analytisch und rational an. Gleichzeitig ist sie aber auch warmherzig und unglaublich begeisterungsfähig, zum Beispiel, wenn es um das Thema Fußball geht. Ihr Interesse an der WM war nicht aufgesetzt – sie ist da tatsächlich so euphorisch und leidenschaftlich. Außerdem ist sie eine gute Köchin und hat mir erzählt, dass sie zur Entspannung Abends zu Hause am liebsten kocht. Sie ist sich ihrer Riesenverantwortung als mächtigste Frau der Welt sehr wohl bewusst und ich haben größten Respekt davor, wie sie unser Land mit ihrer Besonnenheit durch die vielen Krisen der vergangenen Jahre geführt hat.

Gibt es Dinge, die Sie an Merkels Regierungsstil kritisieren?

Nein! Ich finde diese Mischung aus analytischem Gespür, Besonnenheit und Warmherzigkeit einfach perfekt für ein Staatsoberhaupt. Wenn ein Problem auftritt, dann beleuchtet Angela Merkel es erst einmal von allen Seiten. Sie analysiert und zerpflückt es, bis sie auf den Kern der Sache gestoßen ist. Erst dann reagiert sie. Genau so sollte man sich in der Politik verhalten.

Das sehen Merkels Kritiker ganz anders und werfen ihr vor, dass sie nur aussitzt, abwartet, zögert und viel zu wenig handelt …

Diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Ihr Erfolg gibt ihr doch Recht: Schauen Sie sich doch an, wie gut ihr Krisenmanagement unserem Land getan hat. Es ist ein großes Glück für Deutschland, dass sie eben genau so handelt. Wir sehen ja, was gerade in Italien oder Frankreich los ist.

Das Original und die Frau, die sich traut, die Kanzlerin zu spielen: Angela Merkel mit Veronica Ferres.
Das Original und die Frau, die sich traut, die Kanzlerin zu spielen: Angela Merkel mit Veronica Ferres.
© Picture Alliance

Demnach gibt‘s von Ihnen die volle Punktzahl für Angela Merkel?

Auf jeden Fall! Ich bin ein Fan von ihr.

In "Die Staatsaffäre" verliebt sich die Bundeskanzlerin in den französischen Ministerpräsidenten. Wenn man hierzulande Politiker mit Themen wie Beziehung, Liebe und Sex in Verbindung bringt, tun sich viele Menschen damit ja eher schwer …

Wir Deutsche erlauben Politikern keinen Privatleben. Die Beziehung zwischen François Holland und der Schauspielerin Julie Gayet wäre bei uns zum Beispiel undenkbar. Das wäre ungefähr so, als ob Angela Merkel eine Affäre mit Jan Josef Liefers oder Til Schweiger beginnt; die Menschen und die Medien würden sofort auf die Barrikaden gehen.

Darf ein führender Politiker in Deutschland kein Privatleben haben?

Man hat manchmal fast den Eindruck. Wir erwarten von den Politikern, dass sie unser Land leiten, wie katholische Priester ihre Gemeinde. Sie müssen alle ihre Interessen unter die des Volkes stellen. Eigentlich ist es eine Frechheit, so zu denken. Die Franzosen sind da viel entspannter und trennen beide Bereiche strikt, auch wenn das ein anderes Extrem ist. Natürlich muss ein Politiker in erster Linie das Beste für sein Land geben. Doch dann kann er privat tun und lassen, was er will. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Und das ist ja auch Thema unseres Films.

Ihr Filmcharakter Anna Bremer muss die Balance zwischen Karriere und Privatleben finden und sehnt sich danach, auch mal schwach zu sein. Wie ist das bei Ihnen persönlich?

Ich bin sehr gerne auch mal schwach. Neben meinem Beruf als Schauspielerin bin ich ja in erster Linie Mutter und das relativiert unglaublich viel. Denn da werde ich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens konfrontiert: zum Beispiel, dass meine Tochter unbedingt noch für eine Mathearbeit lernen oder die Frage geklärt werden muss, ob wir abends lieber Nudelauflauf oder Bratkartoffelpfanne nach Opas Rezept machen. Das erdet mich wahnsinnig.

Wie ist es, wenn zwei starke Köpfe wie Sie und Carsten Maschmeyer in einer Beziehung aufeinanderprallen?

Es wird uns nie langweilig. (lacht) Um eine glückliche, gute und respektvolle Partnerschaft leben zu können, ist die Begegnung auf Augenhöhe eine sehr wichtige Voraussetzung. Ich bin eine starke Frau, die auf eigenen Beinen steht und die ganz genau weiß, was sie will. Damit tun sich Männer manchmal noch ein wenig schwer. Ich bin deshalb sehr froh, einen Mann gefunden zu haben, der genau das toll findet.

Wie haben Sie sich auf die Rolle der Kanzlerin vorbereitet?

Da war Youtube mein bester Freund. Ich habe zum Beispiel ganze Nächte damit verbracht, um mir Reden von Angela Merkel anzusehen. Ich möchte aber auch Guido Westerwelle danken. Weil wir uns schon so lange kennen, hat er mir sehr bei der Vorbereitung geholfen. Durch ihn habe ich viele Einblicke in den Polit-Alltag bekommen. Ich konnte beobachten, wie er sich mit unglaublicher Stärke und Souveränität auf teilweise extrem belastende Situationen einstellt.

Wie nahe stehen Sie ihm?

Uns verbindet seit mehr als zwanzig Jahren eine enge Freundschaft. Guido ist für mich ein sehr wichtiger und wertvoller Wegbegleiter und ich empfinde für ihn tiefe Gefühle, fast geschwisterliche Gefühle. Er ist ein großartiger Mann, den ich sehr schätze und lieb habe. Einer, der auch in Krisensituationen immer fest zu mir gestanden hat.

Wie haben Sie die Blutkrebs-Diagnose bei Guido Westerwelle aufgenommen?

Es war für mich genauso schockierend und extrem überraschend. Aber ich bin sehr optimistisch, dass er seine Krankheit am Ende besiegt. Guido war schon immer ein Kämpfer.

Alexander Nebe Gala

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