Was passiert wenn sich zehn Produktionsfirmen
aus sieben verschiedenen Ländern eines Stückes Weltliteratur annehmen? Großes Kino, könnte man meinen. Aber nein, die neueste Verfilmung des Tolstoi-Stoffes "Krieg und Frieden" können Sie ganz gemütlich vom heimischen Fernsehsessel aus bewundern.

Das deutsche ZDF ist an der Produktion direkt beteiligt und zeigt in einem bombastischen Vierteiler die (Liebes-) Irrungen und Wirrungen von drei adligen Familien zur Zeit des napoleonischen Krieges. Ihr Schicksal ist durch die Umstände der Zeit miteinander verknüpft. Da ist Pierre, der reiche, uneheliche Sohn eines Sankt-Petersburgers. Er gehört zu den Hauptfiguren des Romans und wirkt in dieser Verfilmung als Bindeglied zwischen den Familien. Gespielt wird Pierre von Alexander Beyer, der schon bei "Munich" und "Good Bye, Lenin" zeigte, dass er sich bei geschichtlichen Themen wie zu Hause fühlt.
Zur Familie Korowa gehört die lebenslustige Natascha, gespielt von Clémence Poésy - Kinogängern ist die bekannt als Fleur Delacour aus "Harry Potter". Natascha und ihre Mutter, die Gräfin Rostowa, lieben das verschwenderische Leben. Adlig in Edlem schwelgen lässt das ZDF hier Hannelore Elsner, die als "Unberührbare" Millionen berührte.
Zweiter familiärer Schauplatz: die Bolonskis. Andrej ist der Verlobte von Natascha. Die beiden lernen sich auf einem Ball kennen und verlieben sich auf den ersten Blick ineinander. Der Rolle des Herzensbrecher nahm sich Alessio Boni an, zuletzt in "Caravaggio" zu sehen.
Ein echter Bösewicht darf nicht fehlen, wo bleibt denn sonst der Spaß? Anatol Kuragin ist intrigant und gierig, verführt die junge Natascha und wird - natürlich - vom TV-Schnuckel Ken Duken dargestellt.

Andrej und Anatol kämpfen als Offiziere in der russischen Truppe für den Zaren. Zu dieser Gruppe gehört auch Dolochow. Er ist eigentlich der beste Freund Pierres, schläft aber auch mit Pierres Frau Hélène. Zwischen den Männern kommt es zu einem dramatischen Duell. Dolochow wird gespielt von Benjamin Sadler. Der 36-Jährige hat mit Filmen wie "Luther" oder "Dresden" längst bewiesen, dass er zu den Großen im Filmgeschäft zählt.
Die Drehorte versprechen originalgetreues Krieg-und-Frieden-Gefühl. St. Petersburg diente als Kulisse für die prachtvollen Bälle. Damit die Atmosphäre dem Lebensgefühl der damaligen Zeit möglichst nahe kommt, wurde im großen Ballsaals des Puschkin-Palastes gedreht. Weitere Drehorte in St. Petersburg waren der Peterhof, die Peter-und-Paul-Festung, die Peter-und-Paul-Kirche sowie etliche Herrenhäuser und Paläste. Litauen diente als Schauplatz für die verheerenden Schlachten von Austerlitz und Borodino, die in den Jahren 1802 und 1812 stattfanden. Besonders bei diesen Schlachtszenen wird die logistische Meisterleistung der Macher des Vierteilers deutlich: 1.200 Statisten und 1.500 Pferde bringen die Kriegshandlungen realistisch rüber.
Rund 26 Millionen kostete das Spektakel: Kulissen, Drehorte, Kostüme. Mit denen konnten sich übrigens besonders die Darstellerinnen sehr anfreunden: "Ich mag diesen Empire-Stil, da wird man nicht eingeschnürt, sondern kann so richtig schön den Bauch rausstrecken", so Gräfin Rostowa aka Hannelore Elsner.
An diesen Tagen können Sie die neue "Krieg und Frieden"-Version im TV bewundern:
6., 9., 13. und 16. Januar um 20.15 Uhr auf dem ZDF.