Sie passt nicht ins Bild.
Ob auf Liz Hurleys Hochzeit oder Elton Johns Geburtstagsfeier: Das Lächeln ist schief, das Dekolleté ausladend, die Garderobe eigenwillig. Tracey Emin, 46, ist alles zugleich: Künstlerin und Star, offen und unnahbar, kämpferisch und verletzlich. Kaum eine zeitgenössische Künstlerin beherrscht es so meisterhaft, sich selbst tabulos in Szene zu setzen. Wie in ihrer Kunst gibt die Britin auch in ihrem Buch "Strangeland" intime Details aus ihrem Leben preis. Über sich zu sprechen fällt ihr dennoch nicht leicht.
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Sie sind zu einem Popstar der Kunstszene geworden. Wie kommen Sie damit zurecht?
Ich hasse es, verdammt. Ich möchte lieber mit meiner Katze auf dem Sofa liegen als Interviews geben. Wenn man Sie auf Partys in London sieht, wirkt es nicht so, als ob Sie sich unwohl fühlten. Feiern geht immer! Ich habe mal acht Monate nichts getrunken, schrecklich. Ich gehe gern aus und treffe Freunde. Zum Glück werde ich selten erkannt. Es sei denn, ich tauche mit Orlando Bloom irgendwo auf, dann drehen die Leute durch, und er muss den Hintereingang nehmen. Mit David Bowie fahre ich U-Bahn und keiner merkt's.
Da Sie sich in Ihren Werken viel mit Sex beschäftigen, werden Sie oft als Skandalkünstlerin bezeichnet.
Ich wollte nie schockieren. Ich beschäftige mich in meiner Arbeit mit mir selbst. Meine Kunst hat mich stets beschützt und schreckliche Dinge, die mir passiert sind, zu etwas Schönem gemacht. Wie bei "My Bed" etwa.
Wie sieht Ihr Bett heute aus?
Ich mache es jeden Tag, es ist sauber und frisch. Zerwühlt ist es nur noch manchmal.
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Wie kommt's?
Na hören Sie mal, ich bin 46! Da ist es mit der sexuellen Energie nicht mehr so weit her. Ich finde das verstörend. Diese Energie hat mich schließlich immer aus dem Bett geholt und wieder hineingebracht. Heute muss ich viel dafür tun, um sie zu erhalten. (lacht)
Welcher Ihrer zahlreichen Lover hilft Ihnen dabei?
Mittlerweile habe ich nur noch einen: Mein Freund Scott gibt mir Frieden, Ruhe - und Liebe. Mit ihm würde ich mich gern in mein Haus in Frankreich zurückziehen, wenn ich 50 bin, Gemüse pflanzen und Hühner züchten. Mein Gott, ich werde echt alt!
Finden Sie trotzdem genug Inspiration für Ihre Arbeit?
Ohne Kunst würde ich sterben - entweder explodieren oder ins Koma fallen. Meine Kinderlosigkeit beschäftigt mich sehr stark. Ich frage mich, wie es sein wird, am Ende allein zu sein.
Sandra Reitz