Das Gesicht von Miriam Stein kennt die ganze Welt: Ihr letztes Projekt, der ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter", lief bis heute in über 80 Ländern. In Deutschland zog das Kriegsdrama im Schnitt rund sieben Millionen Zuschauer vor die Fernseher. Für Miriam Stein läuft es seitdem mehr als gut - jetzt locken sogar internationale Produktionen. Eine davon: die ZDF-Serie "Borgia". In Staffel Drei der Renaissance-Saga übernimmt die 25-Jährige eine Gastrolle. Gala.de traf sie am Set in Dubrovnik und sprach mit ihr über Nacktszenen, Tanzfilme und ihre berühmte Verwandtschaft.
Miriam Stein, fast hätten wir Sie in Ihrem Kostüm nicht erkannt…
Ja, das ist wirklich mal etwas ganz Anderes, fast schon nonnenhaft. Ich find's super.
Wer ist denn diese Königin Johanna von Kastilien, die Sie da spielen?
Man nannte sie auch "Juana la Loca" – "Johanna, die Wahnsinnige". Sie hatte einen sehr herrschsüchtigen Vater, der sie ganz jung verheiratet hat; da war sie 14. Immerhin hat sie ihren Mann geliebt. Aber der stirbt und laut dem Drehbuch verdächtigt sie ihren Vater, dahinter zu stecken. In "Borgia" setzt sie alles daran, ihren Mann zu rächen und will "Cesare Borgia" dafür gewinnen. Die Szene, die ich mit ihm – also mit Mark Ryder - habe, ist fast wie ein Theaterstück. Ich konnte alles geben: Ich war wütend, ich habe geweint, ich war verletzt, ich habe versucht, "Cesare" zu verführen...

Klingt nach ziemlich hartem Stoff…
Stimmt. Aber für mich ist das gut. Meine Figur taucht eigentlich nur in einer Folge der Serie auf. Und trotzdem gibt sie wahnsinnig viel her! Für die besagte Szene haben wir sieben Minuten am Stück gedreht. So etwas gibt es selten im Fernsehen. Als ich das Drehbuch gelesen habe, habe ich deshalb auch gleich gesagt: 'Das will ich sofort machen!'
"Borgia" ist vor allem für die sehr deutliche Darstellung von Sex und Gewalt bekannt. Hätten Sie die Rolle auch übernommen, wenn Sie Nacktszenen hätten spielen müssen?
Nein. Bei einer Hauptrolle, die sich über längere Zeit entwickeln darf, da ist einem schon vorher klar, dass es da auch mal 'ne Nacktszene geben kann. Bei meinem kurzen Auftritt bei "Borgia" ist das aber etwas Anderes. Hätte ich mich da nur ausziehen müssen, wäre ich auf das Nacktsein reduziert worden, und dann hätte ich auch nicht mitgemacht. Mir war aber vorher schon klar, dass es hier gar nicht um Sex geht. Ich habe die Rolle angenommen, weil ich noch nie eine so mächtige Frau gespielt habe. Ich mag extreme Rollen.
Dann ist es Absicht, dass Sie sich gern mal schwierige Rollen aussuchen?
Na klar! Ich will mich selbst herausfordern. Ich bin ein Mensch, dem schnell langweilig wird. Ich brauche Abwechslung. Auch, dass ich hier auf Englisch gedreht habe, gehört dazu.
Sehen wir Sie in Zukunft öfter in internationalen Produktionen?
Ich habe auf jeden Fall Blut daran geleckt, auf Englisch zu spielen. Parallel zu "Borgia" drehe ich "Das Team", eine dänisch-belgisch-deutsche Co-Produktion mit Jasmin Gerat, Lars Mikkelsen und Veerle Baetens. Wir filmen auf Deutsch, wenn Jasmin und ich zusammen spielen und auf Englisch, wenn wir auf unsere belgischen und dänischen Kollegen treffen. Vom Stil her ist "Das Team" ganz ähnlich wie diese dänischen Krimi-Reihen, die man vielleicht kennt. Ich finde die toll! Und die Drehbücher zur Serie habe ich gelesen wie einen Roman. Ich hab sie förmlich verschlungen, wollte immer wissen, wie es weitergeht.
Welche Serien gucken Sie sich denn selbst an?
Die Dänen haben mich überzeugt. (lacht.) Ich gucke "Kommissarin Lund", "The Killing", oder "The Bridge" – aber das dänische Original, nicht das amerikanische Remake. Und natürlich in der Originalsprache – wenn auch mit Untertiteln. Man nimmt den Schauspielern so viel, wenn man sie synchronisiert, finde ich.
Welche Sprachen sprechen Sie selbst?
Französisch, Spanisch, Englisch. Und Schweizerdeutsch natürlich – ich bin ja halbe Schweizerin!
Ihr Vater ist der Moderator Max Moor (früher: Dieter Moor). Hat das Ihre Karriere beeinflusst?
Am Anfang wurde ich oft auf meinen Vater angesprochen – um mich einordnen zu können, wie mir gesagt wurde. Ich hatte immer Angst, dass es heißt: Ihr Vater ist in den Medien tätig, klar, dass sie jetzt die Rolle bekommen hat. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass es die meisten Regisseure nicht groß interessiert, wo ich herkomme oder wer meine Eltern sind.
Ihre erste große Rolle hatten Sie im Alter von elf Jahren. War danach die Versuchung groß, direkt weiterzumachen?
Es gab wohl schon einige Anfragen im Anschluss an den Film. Aber ich bin so gerne in die Schule gegangen, das hätte ich gar nicht aufgeben wollen. Mit 15 Jahren habe ich meinen zweiten Film gedreht, den nächsten mit 18. Ich hatte es nicht eilig.

Sie haben jetzt den Kinofilm "Hin und Weg" gedreht, mit Florian David Fitz, …
… und Jürgen Vogel!
…und Ihrem Freund, Volker Bruch. Können Sie gut gemeinsam arbeiten?
Sehr gut sogar. (lacht.) Wir können auch offen mit Kritik umgehen, die wir uns gegenseitig geben. Generell nehme ich Kritik von Menschen, die mir nahe stehen, besser an als die von Fremden. Volker und ich schauen uns auch oft gemeinsam Drehbücher an und helfen uns gegenseitig dabei, Rollen auszusuchen. Und jetzt wollten wir unbedingt wieder einmal etwas zusammen machen.
Ihr letztes gemeinsames Projekt war die ZDF-Reihe "Unsere Mütter, unsere Väter". Wie haben Sie den Hype, der darum entstanden ist, erlebt?
Es wurde wahnsinnig viel darüber geschrieben. Ständig haben mich Freunde und Bekannte angerufen, die gesagt haben: 'Ich habe gerade etwas über dich in der Zeitung gelesen!'. Volker wird seitdem auch manchmal auf der Straße erkannt. Ich lustigerweise nicht so sehr.
Woran liegt das?
Ich glaube, ich habe ein relativ wandelbares Gesicht. Und manchmal liegt es auch einfach an den Kostümen, denke ich. Aber mich stört das gar nicht, ich finde das sogar ganz angenehm.
Sie waren jetzt mit "Borgia" im 16. Jahrhundert - in welche Zeit würden Sie denn gern einmal reisen?
Ich würde liebend gern mal in einem Boogie-Film (1930er bis -40er Jahre, die Red.) mitspielen! Ich tanze leidenschaftlich gern. Früher habe ich viel Boogie, Rock'n'Roll und so etwas getanzt… Das würde ich wirklich gern einmal machen: einen richtig schönen Tanzfilm drehen, mit Petticoat und all dem - bloß nicht sowas wie "Black Swan"! Ich will dann Spaß haben beim Drehen!
Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Würden Sie in Zukunft lieber Fernsehen oder Kinofilme machen?
Der Vorteil von Fernsehen ist, dass es mehr Leute gucken. Und das will man ja eigentlich: Wenn ich ein Projekt gemacht habe, das ich schön fand, dann will ich doch, dass die Leute es gucken. Hinter Kinoproduktionen steht aber oft mehr Geld – man muss also weniger Programm an einem Tag absolvieren und hat damit Zeit, an einer Szene zu arbeiten. So gesehen kann ich das generell gar nicht sagen. Ich drehe alles gern, solange die Geschichte und meine Figur mir gefallen, und man die Zeit hat, an einer Szene auch zu arbeiten.