Marvin Linke im GALA-Interview
Marvin Linke: Ich möchte die Person Marvin Linke zeigen. Bisher bin ich immer nur als Schauspieler bekannt gewesen und man hat eigentlich gar nicht so wirklich was über meine Persönlichkeit gekannt. In dem Format gibt es Themen, die ich perfekt ansprechen kann und in denen ich auch gestärkt werden wollte. Mit "Unbreakable" hat es also einfach gepasst. Ich habe da eine Chance gesehen, persönlich gestärkt zu werden.
Marvin Linke: "Ich habe immer geglaubt, dass ich funktionieren muss"
Ich habe früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Ich musste schnell erwachsen werden, bin früh ins Arbeitsleben eingestiegen. Außerdem bin ich relativ jung von zu Hause ausgezogen und dann nach Köln gegangen. Trotz dieser Geschehnisse, die vorgefallen sind, habe ich mich immer geweigert, mich damit auseinanderzusetzen und in die Tiefe zu gehen. Anstatt meine Gefühle zu zeigen, bin ich eher davor weggelaufen. Emotionen zuzulassen fiel mir sehr schwer. Ich bin meinen Problemen aus dem Weg gegangen und habe immer geglaubt, dass ich funktionieren muss. Und zu diesem Funktionieren passt es nicht, Schwäche zu zeigen.
Ich bin mit 17 ausgezogen, habe dann bei "Unter Uns" gedreht, war jeden Tag auf Sendung, habe immer noch andere Projekte nebenher gemacht. Bei mir war in den letzten 10 Jahren nie ein Stillstand. Ich hatte nie richtig Zeit für mich selbst, um mal meine Probleme zu sortieren und darüber nachzudenken. Einerseits war das auch immer perfekt für mich: So musste ich das Ganze nie Revue passieren lassen. Selbst als mein Stiefvater und meine Oma gestorben sind, habe ich direkt versucht, meine Mutter aufzufangen, da es für sie auch eine sehr schwere Zeit war. Und gleichzeitig bin ich ins Arbeitsleben geflüchtet. Einerseits um mich selbst zu schützen, aber auch, um der Starke nach außen hin zu sein.
Du hast deine Probleme und Gefühle also vorher immer erfolgreich verdrängt.
Das lag auch viel daran, dass ich geglaubt habe: Ich muss funktionieren. Ein anderer Punkt, warum ich meine Probleme gar nicht ansprechen wollte war, dass ich dachte: Viele Menschen haben noch viel schlimmere Dinge erlebt als ich. Was ich gelernt habe ist aber auch, dass man Probleme gar nicht vergleichen kann und nicht jeder kann das gleiche Leid ertragen. Doch dieser Prozess, das zu verstehen und sich auch zu öffnen, das war auf jeden Fall eine große Herausforderung für mich. Und auch, weil dieser Show-Bereich für mich etwas ganz Neues ist.
"Das Schwerste ist loszulassen"
In der ersten Folge von "Unbreakable" hast du gesagt, dass deine Probleme wie ein "innerlicher Druck" für dich waren und du dich jetzt "wie befreit" fühlst.
Ja auf jeden Fall! Es gab eine Challenge, die war für mich wie ein Wendepunkt. Da habe ich das Gefühl gehabt, dass ich mich jetzt um 180 Grad gedreht habe. Im Nachhinein war es dann so einfach loszulassen und sofort zu merken: Es geht dir besser. Aber wenn man erst mal selbst in so einer Situation ist, dass man mit so einem innerlichen Druck lebt, dann glaubt man, es ist besser so zu leben und nichts zu sagen. Man ist so festgefahren. Ich glaube, das Schwerste ist, erst mal die Initiative zu ergreifen und es zuzulassen, dass man loslassen kann. Loszulassen ist dann erst der nächste Schritt.
Wie hast du es geschafft, dass du selbst loslassen konntest?
Bei "Unbreakable" war ich tagtäglich mit 9 anderen Personen zusammen. Und wenn man deren Geschichten hört und merkt, dass die sich im Verlauf der Show auch öffnen können, dann fällt es einem leichter, das selbst auch zu tun. Bei mir hat es ein paar Tage gebraucht, bis ich mich fallen lassen konnte. Aber ich habe gemerkt, dass ich nicht allein war. Das tut wirklich gut.
Ich glaube es gibt so viele Menschen, die das, was ich erlebt habe in ähnlicher Weise erlebt haben, die es vielleicht auch noch schlimmer haben. Aber vielleicht kann man diese Menschen mit so einem Projekt wie "Unbreakable" ermutigen. Um auch zu sehen: Bei den Promis ist nicht immer alles so schön, wie man es nach außen hin oft vermittelt bekommt. Es wäre großartig, wenn man dadurch auch andere Menschen ermutigen könnte, sich ihren Problemen zu stellen.
Bei "Unbreakable" standen euch die sogenannten PROs zur Seite. Hast du dir vor der Sendung schon mal professionelle Hilfe gesucht oder darüber nachgedacht?
Nein. Gar nicht. Hinsichtlich professioneller Gespräche oder Therapien habe ich vorher keinerlei Erfahrungen gehabt. Ich bin dem Thema auch immer komplett aus dem Weg gegangen. Das finde ich auch so faszinierend an "Unbreakable". Es ist zwar eine Show, aber alles, was dort passiert, ist wirklich real. Es ist das echte Leben. Für mich war es ein großes Geschenk, dass ich dort mitmachen könnte. Ich habe tolle Leute kennengelernt – und das in einer wahnsinnigen Kulisse.
Es hat mir wirklich etwas gebracht. Ich habe das Gefühl, nach dieser Reise gestärkt zu sein. Die Zeit war sehr lehrreich und anstrengend – es gab aber auch viele lustige Momente.
Würdest du sagen, du kannst jetzt offener über deine Gefühle sprechen und auch mehr zu deinen Schwächen stehen
Ich bin definitiv befreiter und ich bin offener. Und habe das tatsächlich auch schon als Feedback von Freunden zurückbekommen. Ich fühle mich einfach selbstsicherer. Auch in Momenten, wenn Probleme angesprochen werden, reagiere ich jetzt sicherer, was ich vor der Zeit bei "Unbreakable" noch nicht konnte.
Hast du weitere Projekte für die Zukunft geplant?
Da ich ja auch gar nicht gewusst habe, was bei "Unbreakable" auf mich zukommt, habe ich mir jetzt erst mal bewusst Zeit für mich eingeplant. Ich wusste auch nicht, wie es mir nach der Show gehen wird. Jetzt werde ich also sehen, was so kommt. Fest geplant habe ich aber noch nichts.
Vielleicht verschlägt es dich ja doch wieder zu "Unter Uns"?
"Unter Uns" ist definitiv immer in meinem Herzen. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich dort so viel gelernt habe und dort so lange mitmachen konnte. Ich bin kein Mensch, der generell etwas ausschließen würde, aber aktuell ist da nichts geplant.
Verwendete Quelle: Eigenes Interview