VG-Wort Pixel

Maite Kelly im GALA-Interview "Ich habe nie versucht, perfekt zu sein"

Mit ihrer Sprechrolle im Film "My Little Pony" wagt sich Maite Kelly auf unbekanntes Terrain. Im Interview mit GALA verrät die Sängerin, warum sie sich von Kritik nicht unterkriegen lässt

Sängerin, Musicaldarstellerin, TV-Star - und jetzt auch Synchronsprecherin! Maite Kelly überrascht ihre Fans mit ihrer ersten Sprechrolle. In dem Film "My Little Pony", der am 5. Oktober in die deutschen Kinos kommt, leiht die Powerfrau der Figur "Tempest Shadow" ihre Stimme. Und die ist als düsterer Bösewicht des Streifens so ganz anders als die fröhliche Blondine. Wie sich Maite Kelly auf die für sie ungewohnte Rolle vorbereitet hat und was sie zu negativer Kritik an ihr zu sagen hat, verrät sie im GALA-Interview.

Wie sind sie zu ihrer Sprechrolle bei "My Little Pony" gekommen?
Ich habe schon als Kind mit "My Little Pony" gespielt. Mein Vater war ein Hippie, der hat Barbiepuppen verboten, aber abgesehen von Holzspielzeugen durfte ich auf dem Flohmarkt dann doch die Ponys kaufen. Und mit denen habe ich natürlich immer stundenlang gespielt. Ich hatte so zwölf Stück in verschiedenen Größen und Farben. Die haben also meine Kindheit schon sehr geprägt. Für mich war klar, als die Anfrage kam, ob ich dem Bösewicht des Films, "Tempest Shadow" meine Stimme leihen möchte, dass das eine Herausforderung für mich wird. Als Musicaldarstellerin habe ich schon mal einen Bösewicht gespielt, aber in dieser Form als Synchronsprecherin noch nicht. Da war meine Neugierde geweckt. Und für mich war es wichtig, dass man die Zerbrechlichkeit und Verzweiflung von "Tempest Shadow" auch wirklich spürt und erahnen kann, was sich hinter dieser kalten Fassade verbirgt.

Was war für Sie die größte Herausforderung als Synchronsprecherin?
Die Figur überträgt sich allein über die Stimme und da muss das Timing natürlich immer stimmen. Trotzdem muss der Ausdruck zur Stimme passen. Auch die deutsche Sprache war eine Herausforderung. Ein Bösewicht in der deutschen Synchronisation funktioniert nicht so wie im Amerikanischen. Je nüchterner und subtiler man spricht, desto kaltblütiger kommt "Tempest Shadow" rüber. Wir wollten die Rolle nicht als Zicke darstellen, sondern zeigen, dass sie diese Kälte und Härte durch die Jahre entwickelt hat. Im Amerikanischen konnte man viel höher sprechen und den Zynismus so deutlich machen. Somit musste ich quasi eine deutsche "Tempest Shadow" so lebendig machen, dass man sie als Zuschauer spürt.

Ihre Rolle "Tempest Shadow" ist der Bösewicht des Films. Was reizt Sie an dunklen Charakteren?
Das Besondere ist, dass ich etwas mache, was nicht meinem eigenen Naturell entspricht. Ich bin von Natur aus kein Mensch, der andere unterdrückt, aber ich bin sehr straight. Man darf auf eine spielerische Art etwas ausleben, das man sonst nicht darf. Und das ist für mich sehr spannend. Aber was für mich wichtig war, ist ganz subtil zu zeigen, welche wahren Gründe hinter dem Verhalten von "Tempest Shadow" stecken, denn eigentlich ist es eine sehr ängstliche und einsame Figur.
In dem Film geht es vor allem um Freundschaft. Was ist für Sie das Wichtigste an einer Freundschaft?
Bei "My Little Pony" gibt es nicht nur diese einzelne Freundschaft, sondern es ist eine Gemeinschaft. Es sind viele verschiedene Charaktere und keiner von ihnen ist perfekt. Und ich glaube die Message ist, dass man sich in einer Freundschaft oder Familie auch mal auf die Nerven geht, aber es gibt Wichtigeres als das. Denn wenn es um die Unterstützung eines Menschen geht, dann halten alle zusammen und lassen nicht los. Das ist das ganz Wichtige an Freundschaft, zu sagen: ‚Ich halte zu dir und ich glaube mehr an dich, als du vielleicht an dich selber.‘

Die Rolle der "Tempest Shadow" will unbedingt ihr Horn zurück, um wieder ein richtiges Einhorn werden zu können. Es geht also auch darum, dazu gehören und perfekt sein zu wollen. Haben Sie das Gefühl, damit wird im Film auch unsere heutige Gesellschaft wiedergespiegelt?
Ich glaube, das größte Ringen des Menschen ist, sich so anzunehmen, wie man ist mit all seinen Schwächen. Der ganze Lebensweg ist eigentlich eine ständige Prüfung des Herzens und wenn man sich selbst nicht liebt, glaube ich, hat man auch Schwierigkeiten, andere zu lieben. Die größte Aufgabe ist, sich selbst zu finden, ohne sich dabei aber in der Eitelkeit zu verfangen.

Maite Kelly: "Ich glaube an Karma"

Wie gehen Sie damit um, wenn an Ihnen mal Kritik geübt wird?
Ich hatte das Glück einen Vater zu haben, der immer gegen den Strom geschwommen ist. Dadurch habe ich nie versucht, perfekt zu sein und habe das auch nie als reizvoll empfunden. Ich habe mich immer darauf konzentriert, gut zu den Leuten um mich herum zu sein. Mein Fokus liegt mehr darauf, Menschen zu lieben als von ihnen geliebt zu werden. Mich damit zu beschäftigen, wie ich von Menschen geliebt werden könnte, ist für mich reine Zeitverschwendung. Für mich war es besonders befreiend, Mutter zu werden, denn dann sind die Meinungen der Leute egal. Die Meinung, die man von sich selbst hat, ist entscheidend. Und da folge ich ganz klaren Regeln und belüge und betrüge die Menschen um mich herum nicht. Ich glaube an Karma und daran, dass das, was man tut, zurückkommt. Ich habe Fehler gemacht im Leben, mich vergriffen oder verplappert, aber ich habe immer gemerkt: Wenn ich anderen Menschen etwas Schlechtes wünsche, dann fühle ich mich selber schlecht. Sich für das Gute zu entscheiden, ist letztendlich der bessere Weg.

Sie werden auch einen Song zum Film beisteuern, der deutlich düsterer ist, als man von Ihnen gewohnt ist. Wie war es für Sie, mal in eine andere musikalische Richtung zu gehen?
Für mich war vor allem die deutsche Sprache eine Herausforderung. Im Amerikanischen sind die Songs sehr poppig und gehen eher Richtung Musical. Im Deutschen ist das anders, denn die deutsche Sprache ist eine schwere und dunklere Sprache, aber es hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht in diese dramatische Richtung zu gehen. Mir war es wichtig, den Charakter des Pferdes und die Szene zu füllen, die ja sehr entscheidend ist für "Tempest Shadow". Es war schön, mal nicht nett zu singen.

Constanze Lerch Gala

Mehr zum Thema

Gala entdecken