P.L. Travers, die Autorin der "Mary Poppins"-Bücher hätte den Film "Saving Mr. Banks" gehasst, wie Hauptdarsteller Tom Hanks vor Kurzem behauptete. Den meisten Zuschauern wird es anders gehen, denn der Film weckt Kinderträume und besitzt dabei tiefgründige Züge.
Die Story
Fast zwanzig Jahre lang musste Walt Disney (Tom Hanks) kämpfen, bis ihm die Autorin P.L. Travers (Emma Thompson), die in London wohnt, im Jahr 1961 endlich einen Besuch in Los Angeles abstattet. Dazu lässt sich die Australierin aber auch nur überreden, weil sie ihren finanziellen Engpässen entkommen will.
Die Schöpferin von "Mary Poppins" ist wahrlich kein angenehmer Gast und kann der Stadt, ihren Bewohnern und deren aufgeschlossener Art nichts abgewinnen. Die "Disney"-Stofftiere, die sie in ihrem Hotelzimmer willkommen heißen, räumt sie so schnell wie möglich aus dem Sichtfeld. Walt Disney bleibt stets freundlich und nimmt das Ganze mit Humor - ihm bleibt auch kaum etwas anderes übrig, wenn er sein Ziel erreichen will. Er möchte die Filmrechte für "Mary Poppins" kaufen, um aus dem Roman einen Musical-Film zu machen. Damit will er den Wunsch seiner Kinder erfüllen, ihr Lieblingsbuch zu verfilmen.
Zusammen mit seinem Filmteam, den Komponisten "Richard" (Jason Schwartzman) und "Robert" (B.J. Novak), versucht er die Autorin für seine Idee zu gewinnen und ihre Unterschrift auf den Vertrag zu bringen. Mit lustigen Reimen, Klaviermusik und jeder Menge Süßigkeiten wollen sie die verbissene "Pamela" aufheitern, doch sie bleibt stur, lehnt sämtliche Vorschläge ab und stellt kaum erfüllbare Forderungen an das Filmteam.
Bei einem Ausflug ins "Disneyland" mit dem Chef persönlich und einer gemeinsamen Runde auf dem Kinderkarusell kann sich die Romanautorin zumindest ein Lächeln abringen. Mit der Zeit findet P.L. Travers an der Stadt gefallen und nimmt sogar die lebensgroße Stoff-"Mickey Maus" mit in ihr Hotelbett. Zwischen "Pamela" und "Ralph" (Paul Giamatti), der ihr als Chauffeur dient und sich als guter Ratgeber erweist, entwickelt sich nach und nach eine Freundschaft. Kurze Zeit später überkommt die Autorin jedoch wieder eine ihrer Launen und sie fliegt nach zweiwöchigem Aufenthalt unverhofft - und ohne den Vertrag unterschrieben zu haben - zurück nach London. Vorerst.
Hintergrund
Dass die Handlung von "Saving Mr. Banks" auf einer wahren Begebenheit beruht, beweist auch der Abspann des Films, in dem alte Originalaufnahmen von 1961 gezeigt werden. In dem Jahr erhielt die "Mary Poppins"-Autorin eine Einladung von Walter Elias "Walt" Disney, der mit ihr über die Filmrechte an ihrem Roman verhandeln wollte. Nach zwanzig Jahren wollte er endlich sein Ziel durchsetzen und die Geschichte verfilmen um den größten Wunsch seiner Kinder zu erfüllen. Als fertig gedrehter Musical-Film räumte "Mary Poppins" vier Jahre später fünf Oscar-Trophäen ab.
Die Stars
Die Spannung des Films wird von den gegensätzlichen Charakteren und deren kontroversen Ansichten erzeugt, die Emma Thompson und Tom Hanks fabelhaft verkörpern. Zwar besitzt Thompson mehr Ähnlichkeit mit Julie Andrews, der Darstellerin aus dem Musical-Film "Mary Poppins", als mit der echten P.L. Travers, aber das tut ihrer schauspielerischen Glanzleistung keinen Abbruch: Emma Thompsons Mimik treibt die Verbissenheit ihrer Figur derart auf die Spitze, dass man als Zuschauer vom Kinosessel aufspringen möchte, um sie zurechtzuweisen. Verstärkt wird der Konflikt durch den ungetrübten Optimismus, den Tom Hanks seiner Rolle verleiht. Während die beiden Oscar-Preisträger mit ihrem Schauspiel für Witz und Empörung zugleich sorgen, drückt Colin Farrell in der Rolle des verzweifelten Bänkers "Travers Goff" immer wieder auf die Tränendrüse. Er kommt in den vielen Tagträumen von P.L. Travers vor und schafft den Wechsel zwischen dem liebevollen Familienvater und dem bemitleidenswerten Suchtkranken. Für herzerwärmende Szenen sorgt auch die elfjährige Newcomerin Annie Rose Buckley, deren Figur "Ginty" mit ansehen muss, wie ihr geliebter Vater dem Alkoholismus verfällt.
Fazit
Der Reiz des Films liegt in der Begegnung zweier Berühmtheiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und im Wahrheitsgehalt dieser Geschichte. Mit dem Spiel mit Rückblick und Gegenwart schafft "Saving Mr. Banks" kurzweilige Unterhaltung. Erst der stetige Wechsel zwischen den zwei Szenarien - die Verhandlungen in Los Angeles und die Tagträume der Autorin - ermöglicht es dem Zuschauer, P.L. Travers kennenzulernen. Man entwickelt mehr und mehr Verständnis für ihren Charakter und schließt sie in der zweiten Hälfte des Films sogar ins Herz. Die Melancholie, die die traurige Familiengeschichte erzeugt, findet ihren Ausgleich durch die Heiterkeit der Filmteam-Figuren und den sympathischen "Disney"-Kitsch.