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Kinotipp "Inglourious Basterds"

Endlich schickt Quentin Tarantino seine "Inglourious Basterds" in die Kinos, um die Geschichte vom Zweiten Weltkrieg auf trashige weise neu zu erzählen

Story
Im Nazi-besetzten Frankreich muss Shosanna Dreyfus (Mélanie Laurent) als junges Mädchen mit ansehen, wie ihre Familie durch den SS-Offizier Hans Landa (Christoph Waltz) und dessen Männer ermordet wird. Sie kann als Einzige entkommen und flüchtet nach Paris.

Jahre später verguckt sich ausgerechnet der junge Kriegsheld Frederick Zoller (Daniel Brühl) in Shosanna, die sich mittlerweile eine neue Identität als Kinobesitzerin aufgebaut hat. Um ihr zu schmeicheln, arrangiert er eine Filmpremiere in ihrem Kino, die auch Hitler, Goebbels und andere hochrangige Führungskräfte besuchen sollen.

Von dieser Vorführung bekommt auch Leutnant Aldo Raine (Brad Pitt) Wind, der mit seinen "Inglourious Bastards", einer Gruppe jüdisch-amerikanischer Soldaten, Vergeltungsschläge gegen die Nazis arrangiert. Gemeinsam mit der deutschen Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger) plant er einen Anschlag, bei dem alle Anführer des Dritten Reichs ihr Leben verlieren sollen. Stattfinden soll das Ganze im Kino von Shosanna Dreyfus - doch die bastelt bereits eifrig an ihrem eigenen Rachfeldzug ...

Star-Feature

Fast sieben Jahre brauchte Quentin Tarantino, um das Drehbuch zu "Inglourious Basterds" fertigzustellen. Als ersten Darsteller konnte der Kult-Regisseur dann Brad Pitt verpflichten. "Wir wollten schon lange zusammenarbeiten. Als ich in etwa die Hälfte des Buches geschrieben hatte, dachte ich: Hey, eigentlich ist das genau die Rolle für Brad", sagte der Kult-Regisseur später im Interview mit der Gala. Recht hat er: Der coole Charakter des nuschelnden Leutnant Aldo Raine ist Brad Pitt wie auf den Leib geschneidert.

Schwieriger gestaltete sich die Suche nach einer Besetzung des einerseits so charmanten und gleichzeitig so gewissenlosen SS-Offiziers Hans Landa. Zwischendurch wollte Tarantino sogar aufgeben: "Wir haben lange nach dem passenden Darsteller gesucht. Ich war kurz davor zu sagen, das war's dann, ich veröffentliche einfach nur das gedruckte Drehbuch", gab er später in einem Interview zu.

Doch dann fiel die Wahl auf Christoph Waltz - einem Schauspieler, dem man zuvor nie wirklich viel Beachtung geschenkt hatte. Zu Unrecht - wie sich in "Inglourious Basterds" zeigt. Mühelos wechselt der gebürtige Österreicher - nach nur sechs Wochen Vorbereitungszeit - vom Deutschen ins Englische, Französische und Italienische. In der einen Minute ist er höflich und charmant ehe er in der nächsten Sekunde sein Gesicht wechselt und so bedrohlich und grausam wirkt, dass es einem schaudert. In den Medien wurden sogar Stimmen laut, Christoph Waltz würde Brad Pitt an die Wand spielen. "Ärgerlich", wie er selbst findet. "Erstens, weil es nicht stimmt, und zweitens, weil es als Kriterium hanebüchen ist". Fakt ist jedoch, dass auch die Jury des Filmfestivals in Cannes von seiner Darstellung des Hans Landa so überzeugt war, dass er als "Bester Hauptdarsteller" ausgezeichnet wurde.

Zuvor machte Christoph Waltz, der sein Handwerk am renommierten "Lee Strasberg Theatre Institute" in New York gelernt hat, hautsächlich durch TV-Serien von sich reden: So wirkte er unter anderem schon in "Tatort", "Polizeiruf 110" oder Schimanski mit. Sein Auftritt in "Inglourious Basterds" könnte für Christoph Waltz nun den internationalen Durchbruch bedeuten. Eine Tastsache, die ihm durchaus bewusst ist, die er aber dennoch bescheiden kommentiert: "Ich habe das Gefühl, dass sich Möglichkeiten auftun. Und das ist eine schöne Sache, denn ich bekomme bessere Rollenangebote. Und Menschen interessieren sich für mich, die sich bislang nicht für mich interessieren konnten, weil sie nicht wussten, dass es mich gibt."

Einen weiteren Glücksgriff landete Quentin Tarantino mit Mélanie Laurent - wobei es eigentlich Daniel Brühl zu verdanken ist, dass sie die Rolle der zielstrebigen Shosanna Dreyfuss verkörpert. Denn beim Casting unter hundert anderen französischen Schauspielerinnen stimmte die Chemie zwischen den beiden auf Anhieb. Und dass Mélanie überhaupt erst beim Film landete, ist Gérard Depardieu zuzuschreiben. Als 14-Jährige begleitete sie eine Freundin zum Set von "Asterix und Obelix", um als Zaungast einen Blick auf die Schauspieler zu erhaschen. Gérard erblickte sie und engagierte sie nach einigen Gesprächen für den Film "Die Brücke von Ambreville", in dem er Co-Regie führt. Seither hat sie in rund zehn Spielfilmen mitgewirkt, hauptsächlich in französchen Produktionen. Für ihre Darstellung in "Keine Sorge mir geht's gut" erhielt sie 1996 den "Romy Schneider"-Preis sowie einen "César" als "Beste Nachwuchsdarstellerin". Auch für Mélanie Laurent könnte "Inglourious Basterds" als Sprungbrett für eine internationale Karriere dienen. Ihr, wie auch Christoph Waltz, würde man diesen Erfolg jederzeit gönnen.

Fazit

Neben Brad Pitt, Christoph Waltz und Mélanie Laurent hat Quentin Tarantino in "Inglourious Bastards" die gesamte Riege deutscher Top-Schauspieler versammelt: Auch Daniel Brühl, August Diehl, Diane Kruger, Eli Roth und Til Schweiger machen diesen Film absolut sehenswert. Abgesehen von ein paar langatmigen Szenen bietet der Film genau das, was man von einem Quentin-Tarantino-Streifen erwartet: Faszinierende Charaktere, jede Menge Liebe zum Detail (die sich besonders in den brutalen Szenen bemerkbar machen) und viel wilde Fantasie.

Kleiner Tipp: Wem es möglich ist, der sollte den Film unbedingt in der Originalfassung anschauen. Erstens, um Christoph Waltz' müheloses Wechseln zwischen vier Sprachen zu erleben und zweitens, um Brad Pitts "Tennessee-Mountain-Boy-Singsang"-Dialekt, wie Quentin Tarantino es nennt, zu lauschen.

Kinotipp: "Inglourious Basterds"
gala.de

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