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Kinotipp "Die Bücherdiebin"

Fast zehn Jahre nach seinem Erscheinen wurde jetzt der Bestseller-Roman "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak für's Kino verfilmt. Gala.de verrät, was das Weltkriegsdrama trotz kleiner Schwächen so sehenswert macht

Regisseur Brian Percival ist eigentlich bekannt für seine großartigen Serienepisoden von "Downton Abbey", für die er auch schon einen "Primetime Emmy" gewann. Für sein Kinodebüt nahm er sich etwas Großes vor - den Bestseller "Die Bücherdiebin" des deutsch-australischen Schriftstellers Markus Zusak. Der Roman erschien in Australien bereits 2005, drei Jahre später wurde er in Deutschland veröffentlicht. "Die Bücherdiebin" gilt als eines der bestverkauften Kinder- und Jugendbücher weltweit, bis heute wurde der Roman in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Die Fans dürften dementsprechend hohe Erwartungen an den Film stellen. Ob der Film diese erfüllen kann?

Die Story

Weil ihre Mutter (Heike Makatsch) eine Kommunistin ist, kommt die neunjährige "Liesel Memminger" (Sophie Nélisse) während des Zweiten Weltkriegs zu Pflegeeltern. Pflegemutter "Rosa" (Emily Watson) ist von dem Familienzuwachs wenig begeistert, denn "Liesel" ist sehr schüchtern und kann noch nicht einmal lesen. Pflegepapa "Hans" (Geoffrey Rush) nimmt sich ihrer geduldig an, Schritt für Schritt lernt "Liesel" lesen. Auch sonst taut sie langsam auf: Der freche Nachbarsjunge "Rudi" (Nico Liersch) hilft ihr dabei, ihre Schüchternheit zu überwinden.

Als dann jedoch eines Nachts "Max" (Ben Schnetzer) auftaucht, gerät "Liesels" wieder aus den Fugen. "Max" ist Jude, ihre Pflegeeltern verstecken ihn bei sich im Keller - was "Liesel" niemandem verraten darf. Sie flüchtet sich in die Welt der Bücher. Ihren immer größer werdenden Lesensdurst stillt sie bei der Frau des Bürgermeisters (Barbara Auer), die sie in ihre Bibliothek einlädt. Als diese Quelle versiegt, wird "Liesel" zur "Bücherdiebin" und geht dazu über, ihren Lesestoff zu stibitzen. Noch ein Geheimnis, das niemals ans Licht kommen darf...

Die Stars

Die amerikanisch-deutsche Koproduktion von Hollywood-Neuling Brian Percival kann sich in punkto Stars auf jeden Fall sehen lassen. Deutsche Hochkaräter wie Heike Makatsch, Barbara Auer oder Matthias Matschke("Helen Dorn")spielen neben Hollywoodgrößen wie Emily Watson oder Geoffrey Rush. Letzteren sah man 2010 an der Seite von Colin Firth in dem Oscar-prämierten Drama "The King's Speech". 1997 konnte der gebürtige Australier den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in "Shine - Der Weg ins Licht" mit nach Hause nehmen.

Den Hauptteil der Handlung in "Die Bücherdiebin" tragen allerdings zwei ganz andere und zwar die Nachwuchsdarsteller Sophie Nélisse und Nico Liersch, beide 13. Den etwas spitzbübischen aber gleichzeitig zuckersüßen Nico Liersch kennt man als Rabauken neben Emma Schweiger aus "Kokowääh 2". Romanautor Markus Zusak zeigte sich gleich ganz begeistert von der Besetzung: "Er ist großartig. Er ist 'Rudi'!", schrieb er auf seinem Tumblr-Blog .

Sophie Nélisse wurde für ihre Leistung als "Bücherdiebin" mit mehreren Preisen bedacht, auch für den begehrten "Critics' Choice Movie Award" wurde sie nominiert. Sehr zu recht: Die Performance der 13-Jährigen sticht aus dem starken Ensemble deutlich hervor. Nélisses "Liesel" ist mal schüchtern, mal stark, ihre runden blauen Augen staunen über die Welt und das Übel, was in ihr ist - und scheinen gleichzeitig doch alles zu wissen. Sophie Nélisse ist ein echter Glückstreffer.

Dabei war es eigentlich ein Unfall, der sie dazu trieb, die Rolle überhaupt anzunehmen: Seitdem sie vier Jahre alt war, turnte Nélisse, sie trainierte auf die Olympischen Spiele hin. Dann aber verletzte sie sich - zwei Jahre lang konnte sie nicht trainieren. In der Zeit bekam sie das Drehbuch zu "Die Bücherdiebin" zugeschickt.

Fazit

So stark die Hauptdarstellerin auch ist - das Niveau, auf dem sie spielt, kann der Film leider nicht erreichen. Der erste Teil des Dramas ist hervorragend, flugs zieht er einen in die Zeit des Zweiten Weltkriegs hinein. Was zum großen Teil am außergewöhnlichen Erzähler, übrigens der Tod - gesprochen von Ben Becker -, liegt. Die detailgetreue Requisite und die liebevoll zusammengestellten Kostüme tun ihr Übriges. Auch die Schauspieler schaffen es, den Ernst und die Ausweglosigkeit ihrer Lage auf den Punkt zu bringen und den Zuschauer dabei trotzdem zu unterhalten.

Doch diese Brillanz geht etwa ab der Hälfte des Films verloren. Zum Teil fehlt dem Streifen die Glaubwürdigkeit, an manchen Stellen wirkt es so, als habe der Regisseur im Geschichtsbuch das Kapitel "Zweiter Weltkrieg" aufgeschlagen und daraus beliebig zitiert und die zeitliche Abfolge der Szenen völlig außer Acht gelassen.

Die Story wird blasser und blasser, je weiter der Film voran schreitet. Vielleicht liegt es daran, dass das eigentliche Bücherstehlen, das doch den Roman ausmacht und damit das Herz des Films darstellen sollte, nur einen ganz kleinen Teil des Films ausmacht. Auch die Beziehung zwischen "Liesel" und "Max", die im Buch mit die wichtigste ist, zündet im Film nicht richtig.

Dem Zuschauer wird dadurch nicht ganz klar, welche die eigentliche Geschichte ist: das Bücherstehlen, "Liesel" und ihre Pflegeeltern, "Liesel" und der versteckte Jude oder "Liesel" und "Rudi"? Es sieht so aus, als wollte Regisseur Brian Percival zu viel in seinen Film packen und hätte dann den Überblick verloren.

Gerade Fans des Romans dürften deshalb von dem Film - zu recht - am Ende etwas enttäuscht zurück bleiben. Sehenswert ist "Die Bücherdiebin" trotz alledem: Denn "Liesel" und "Rudi" sind einfach so herzallerliebst und grandios gespielt, dass das Zuschauen eine Freude ist - selbst dann noch, wenn die Story schwächelt.

"Die Bücherdiebin" läuft ab dem 13. März im Kino.

Gala

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