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Katja Eichinger Mit Liebe gemacht

Katja Eichinger
Katja Eichinger
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Katja Eichinger hat ihren ersten Roman geschrieben. In "Gala" spricht Bernd Eichingers Witwe über die Kunst der großen Gefühle - und ihren neuen Freund

Mit "BE" legte sie vor eineinhalb Jahren die beeindruckende Biografie des Ausnahmemenschen Bernd Eichinger vor. Nun wagt sich Katja Eichinger an ein neues Genre: den Roman. Ihr Debüt "Amerikanisches Solo" spielt in Los Angeles - der Stadt, in der sie einst mit ihrem Mann glücklich war.

Ihr neues Buch: Der berühmte Jazzmusiker Harry lebt allein – bis er seine neue Nachbarin Mona kennenlernt. Eine Begegnung mit tragischen Folgen. („Amerikanisches Solo“, Metrolit, 256 S., 19,90 Euro).
Ihr neues Buch: Der berühmte Jazzmusiker Harry lebt allein – bis er seine neue Nachbarin Mona kennenlernt. Eine Begegnung mit tragischen Folgen. („Amerikanisches Solo“, Metrolit, 256 S., 19,90 Euro).
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Am Ende Ihres Buchs danken Sie Bernd Eichinger. Haben Sie beim Schreiben an ihn gedacht?

Ja, sicher. Bernd mochte, wie ich schreibe, und er hat mir immer Mut gemacht. Gleichzeitig hat er mir gezeigt, wie ich es richtig angehe: mich morgens hinsetzen und bis abends durchhalten, ganz diszipliniert. Ohne ihn gäbe es dieses Buch sicher nicht.

Auch bei Ihrem jetzigen Lebensgefährten Anthony James bedanken Sie sich.

Ich hatte gerade den ersten Teil meines Romans fertig, als ich ihn getroffen habe. Es war der 17. Dezember, mein Hochzeitstag, also ein sehr schwieriger Tag für mich. Bis zu dem Moment habe ich gedacht, dass ich alles allein bewältigen muss und für mich bleiben werde. Aber an dem Abend wurde mir bewusst, dass ich andere Menschen doch brauche und meine Idee, dass ich alleine überleben kann, eine Illusion ist.

Glauben Sie, dass Sie eine ähnlich große Liebe wie die zu Bernd Eichinger noch mal erleben können?

Liebe, das heißt, mit voller Inbrunst auf eine Person zugehen und sich einlassen. Das Herz öffnet sich. Bernd hat auf diese Weise geliebt, er hatte ein sehr großes Herz. Ich habe diese Kunst von ihm gelernt und hoffe, dass ich sie weiter leben kann.

Heute ist die Journalistin mit dem britischen bildenden Künstler Anthony James, 39, liiert.
Heute ist die Journalistin mit dem britischen bildenden Künstler Anthony James, 39, liiert.
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Und wie sieht’s mit einer zweiten Heirat aus?

Da habe ich keine Pläne.

Sie haben gemeinsam mit Ihrem Mann das Rauchen aufgegeben. Sind Sie dabei geblieben?

Ja. Ich kann mich noch sehr gut an die erste Woche nach seinem Tod erinnern. Viele unserer Freunde haben damals wieder angefangen zu rauchen, weil alle diese Zeit als schrecklich und anstrengend empfunden haben. Ich dachte mir aber, es wäre das Letzte, wenn ich dieses Versprechen brechen würde, das wir uns gegenseitig gegeben haben. Also: Nein, ich rauche nicht.

Glauben Sie an ein Wiedersehen nach dem Tod?

An der Unsterblichkeit der Seele habe ich keine Zweifel.

Ihr Romanheld Harry wirkt sehr unglücklich.

Sein Leben ist eine Fassade, das ist sein großes Problem. Er ist ein Verlorener, weil er keine Freunde hat und nur nach außen gerichtet ist. Mit Nähe kommt er auch nicht klar. Ich habe seine Figur aus vielen einzelnen Menschen und Ideen zusammengesetzt, die mir in letzter Zeit begegnet sind. Die Handlung hatte ich schon lange im Kopf. Ich musste sie nur noch aufschreiben.

Außerdem ist Harry einsam. Haben Sie sich je einsam gefühlt?

Ja, nach dem Tod meines Mannes. Aber auch sonst gab es immer wieder einsame Momente. Ich bin ja schon früh von zu Hause weggegangen, nach London und später nach Los Angeles. Zeitweilige Einsamkeit ist der Preis, den man dafür zahlt.

Wirklich sympathisch ist Ihr Protagonist nicht - er beobachtet eine Nachbarin von seiner Terrasse aus.

Auf die Idee, eine solche Szene zu verwenden, bin ich gekommen, als eine Freundin von mir sich ein Haus in einem Canyon in Los Angeles kaufte. Von dort kann man direkt auf die Terrasse eines berühmten Musikers sehen. Also eine ähnliche Konstellation wie bei Harry.

Und Harry hat einen Panic Room zu Hause. Wäre das etwas für Sie?

Niemals! Wenn ich die ganze Zeit darüber nachdenken würde, dass mir jemand ein Messer in den Rücken rammen könnte, wird es wahrscheinlich sogar passieren.

Sie arbeiten bereits an Ihrem nächsten Projekt, produzieren die Verfilmung des Buchs "Jesus von Texas" von Kultautor DBC Pierre.

Ich habe schon zu Bernds Lebzeiten an dem Drehbuch gearbeitet - er wollte damals schon, dass ich den Film produziere. Ich habe gezögert, schließlich habe ich bei ihm gesehen, wie viel Arbeit das bedeutet. Nach seinem Tod hat mir Constantin Film den Stoff überlassen, also habe ich die Produktion doch übernommen. Werner Herzog wird Regie führen. Er ist ein großartiger Geschichtenerzähler.

Welche Ratschläge Ihres Mannes begleiten Sie weiter durchs Leben?

Er hat immer gesagt: Wenn alles hoffnungslos aussieht, musst du dir Alliierte suchen. Das habe ich bei " Jesus von Texas" getan, und siehe da, ich habe Werner Herzog gefunden! Außerdem habe ich gelernt, angstfreier zu leben. Seit Bernds Tod fürchte ich mich viel weniger. Wenn das Schlimmste wahr wird, das man sich vorstellen kann, relativiert sich die Angst.

Gala

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