Durchsichtiges Hemdchen, knappe Hotpants, hochhackige Schuhe. In diesem Outfit empfängt Katie Melua "Gala" zum Interview in ihrer Suite im Hamburger "Hyatt". Normalerweise bevorzugt die Sängerin mit der schwarzen Lockenmähne Jeans, Röcke und Blusen. Marke: bodenständig. Jetzt hat sie eher etwas von Katy Perry. "Wir haben gerade ein Fotoshooting gemacht", erklärt sie und nimmt auf dem Sofa Platz. "Nicht ganz mein Stil, aber ich fühle mich in solchen Outfits auch nicht unwohl."
Ihr steht der Look, keine Frage. Schlank und durchtrainiert ist die Britin. Dazu strahlt sie, lässt uns an ihrer guten Laune teilhaben. Das war zuletzt nicht immer so. Ende 2010 war Melua wegen Erschöpfung zusammengebrochen. Jahrelang hatte sie unter Volldampf gearbeitet, schaffte es, mit ihrem feinen Folk-Pop und vier Alben zu einem der erfolgreichsten Musikstars Europas aufzusteigen. Sie trat vor Nelson Mandela auf und sang in Buckingham Palace. Jetzt meldet sie sich zurück, veröffentlicht nach drei Jahren mit "Ketevan" ein neues Album.
"Mir geht es gut", sagt sie. "Der Burn-out war ein Riesenschreck für mich. Doch mit jedem Jahr werde ich stärker." Sie habe sich für "unzerstörbar" gehalten. In ihrer Familie - der Vater ist Herzchirurg - herrsche halt die Einstellung, dass man für seine Sache 150 Prozent zu geben habe. Katie Melua musste ihre Lektion lernen und hält jetzt strikte Ruhepausen ein.
James Toseland hat wohl ebenfalls einen großen Anteil daran, dass es ihr so gut geht. Mit dem britischen Ex-Motorrad-Champion ist die gebürtige Georgierin seit September 2012 verheiratet. Aber wie verliebt sich eine Musikerin, die gern über den tieferen Sinn des Lebens nachgrübelt, in einen Extremsportler? Weil sie als Fallschirmspringerin selbst den Nervenkitzel so sehr liebt? Oder weil Toseland nebenbei ein begabter Pianist ist? Melua lacht. "James war bei einem meiner Konzerte. Da hat ihn mein Pianist Jim, der Motorradfan ist, unter den Zuschauern entdeckt. Jim war völlig aus dem Häuschen: 'Gott, James Toseland ist heute da.' Und ich: 'Hä, wer?'" Toseland wurde zu weiteren Konzerten eingeladen, Melua und er lernten sich näher kennen. Es sei keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagt sie. Aber sie hätte James "hot" und "sweet" gefunden. Und plötzlich hätte sie sich halt verliebt. Kinder seien vorerst allerdings nicht geplant. Sie wolle sich damit Zeit lassen, jetzt erst mal das Album zum Laufen bringen. Musikalisch ist Melua ihrem Stil treu geblieben. "Ketevan", das nächste Woche erscheint, hat weiterhin ihren typisch grüblerischen Touch. Die leicht verhuschten Singer/Songwriter-Balladen, die Mischung aus verspieltem Jazz, Pop und Blues, all das klingt großartig.
An ihren Liedern werden die Fans Katie Melua fraglos wiedererkennen. Sie selbst ist eine andere geworden. Nicht nur der Burn-out, auch ihr Mann hat ihre Lebensweise verändert. Sie passt nun mehr auf sich auf, ernährt sich besser. Auf den Adrenalinkick des Fallschirmspringens mag sie jedoch nicht verzichten. "Gerade haben James und ich den ersten gemeinsamen Fallschirmsprung absolviert. War prima."