Einer ihrer Freunde beschrieb Jessica Schwarz mal wie folgt:
ziemlich große Klappe, Bauchnabelpiercing, dreckiges Lachen und trinkfest. Das sind nicht die Eigenschaften, die man gemeinhin mit Leinwand-Ikone Romy Schneider verbindet, die 32-jährige Schwarz hat es geschafft, dem Mythos in der ARD-Verfilmung "Romy" ihren ganz eigenen, sehr charmanten Stempel aufzudrücken. Zudem brilliert sie ab Ende November an der Seite von Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen, 43, im Kino-Mystery-Thriller "Die Tür" als betrogene Ehefrau. Und weil der heißeste aller Dänen und die Wahl-Berlinerin nicht nur auf der Leinwand ein tolles Paar abgeben, war die Stimmung beim Gala-Interview im Berliner "Regent" prächtig.
Sie haben es geschafft, in einem Film mit gleich zwei der begehrtesten deutschen Schauspielerinnen Sex zu haben: Heike Makatsch und Jessica Schwarz ...
Mikkelsen: Und jetzt wollen Sie wissen, welche besser war? (lacht) Tja, ich bin halt ein Glückspilz. Das waren natürlich zwei sehr unterschiedliche Energien: Heike hatte nur zwei Drehtage, und unsere Sexszene war ziemlich brutal. Zwischen Jessica und mir lief das sehr viel gefühlvoller ab. Also, ich finde, wir haben da eine sehr schöne Liebesszene hingelegt. Wahrscheinlich sieht meine Frau das etwas anders.
War es für Sie genauso schön?
Schwarz: Absolut. Vor allem, weil unser RegisseurAnno Saul im Hintergrund stand und rief: Könntest du deinen Orgasmus ein bisschen lauter machen? ( lacht)
Mikkelsen: Wir haben ja ein Ehepaar gespielt, das kann manchmal einfach sein, manchmal stimmt die Chemie leider nicht. Mit Jessica war es toll. Sie ist sehr sensibel.
In "Die Tür" spielen Sie einen Mann, der mit dem Tod seiner Tochter konfrontiert wird. War das für Sie als Vater einer 15-jährigen Tochter besonders hart?
Mikkelsen: Man muss Privatleben und Job trennen, aber in so einem Fall ist das besonders schwer. Jeder, der Kinder bekommt, weiß, das ist das erste Mal im Leben, dass man Angst hat. Das ist der Punkt, an dem man sich zu fürchten beginnt, weil man jemanden so sehr liebt, das man für ihn sterben würde. Aber diese Szenen waren Gott sein Dank physisch und technisch so anspruchsvoll für mich, dass ich gar nicht lange darüber nachdenken konnte.

Frau Schwarz, in Ihrer Interpretation Romy Schneiders waren Sie auch mit dem Leid Ihrer Figur konfrontiert. Wie konnten Sie sich dieser Ikone nähern?
Schwarz: Hauptsächlich über ihr Tagebuch, ihre eigene Sprache. Dann gibt es natürlich unzählige Dokumentationen über sie und Interviews mit ihr. Zum Schluss habe ich sogar ihr Horoskop gelesen und ihr Parfum getragen, "Mitsouko" von Guerlain. Das war mir dann aber zu schwer, ich habe Kopfschmerzen bekommen.
Wie haben Sie die physische Verwandlung in Romy erlebt?
Schwarz: Die dauerte jeden Morgen zweieinhalb Stunden. Mir wurde ein sogenannter "Spitz" auf die Stirn modelliert, Romy hatte ja vorne eine kleine Spitze am Haaransatz, dann wurde meine Nase mit Schattierungen verkleinert, um ihre typische Löwennase herzustellen. Ich habe diese Zeit der Verwandlung unheimlich genossen.
Zurück zu "Die Tür". Herr Mikkelsen, würde man Sie durch eine Tür schicken, die Sie plötzlich fünf Jahre Ihres Lebens zurückwirft: Was würden Sie ändern?
Mikkelsen: Wenn etwas so Schreckliches passiert wäre, würde ich durch jede Tür gehen, um es wiedergutzumachen. Aber glücklicherweise war ich noch nie in so einer Situation. Im Leben macht man viele Fehler, aber man muss lernen, damit umzugehen.
Was würden Sie beide tun, wenn Sie nicht Schauspieler geworden wären?
Mikkelsen: (schmunzelt) Sie meinen, wenn wir einen richtigen Job hätten?
Schwarz: Ich würde irgendetwas mit Sport machen, definitiv etwas Körperliches - vielleicht Massagen geben.
Mikkelsen: Tolle Idee. Ich mag Menschen, die so ehrgeizige Ziele haben. Du dürftest auch an mir üben. Ich persönlich wollte auch immer nur Sport machen. Aber: Alles im Leben ist Zufall. Und dann ist das Leben auch noch so verdammt kurz. Wenn man zwei Jahre hätte, um sich auf eine Leidenschaft zu konzentrieren, würde ich sehr gern als Cowboy auf einer Ranch arbeiten.
Schwarz: Dann würde ich auf einer Farm in Buenos Aires arbeiten. Da habe ich im Sommer gerade gedreht. Ein Ort mit einer ganz besonderen Energie. Sehr europäisch, gepaart mit südamerikanischer Lebensart. Interessanter Mix, ich habe mich sehr zu Hause gefühlt. Da muss ich unbedingt wieder hin.

Jessica hat zusammen mit ihrer Schwester ein Hotel eröffnet. Gibt es in Ihrem Leben etwas Vergleichbares?
Mikkelsen: Sie hat mir viel davon erzählt und Fotos gezeigt. Harte Arbeit, ein fantastisches Projekt. Man macht etwas mit den eigenen Händen, da bin ich schon ein bisschen neidisch. Ich liebe es, Sachen zu bauen. Wenn ich dazu komme, renoviere ich unser Haus in Kopenhagen selbst. Aber zurück zu Jessica: Ich muss wohl mal nach Michelstadt und die Suite ausprobieren.
Schwarz: Das solltest du unbedingt!
Sie drehen momentan einen Film nach dem anderen. Wie kommt es, dass Sie, der dänische Vorzeige-Schauspieler, noch nie mit dem dänischen Vorzeige-Regisseur Lars von Trier gearbeitet haben? Man munkelt, er habe Ihnen zu wenig Geld geboten ...
Mikkelsen: Er hat tatsächlich den Ruf, extrem schlecht zu zahlen - doch das war nicht der Grund. Wir haben eine Wette am Laufen, es geht um ein gemeinsames Tennismatch. Lars ist zwar nicht der Sportlichste, aber seit fünf Jahren spielt er wie ein Besessener Tennis. Und ich habe noch nie Tennis gespielt, bin allerdings sehr sportlich. Sollte er mich schlagen, drehe ich mit ihm - umsonst. Wenn er verliert, bekomme ich viel Geld für meine Rolle – und er muss sich meine Kritik anhören. Er würde es hassen. (lacht) Wir haben noch keinen Termin, doch ich fürchte, sein Spiel wird immer besser.
Schwarz: Da gibt’s nur eins: Du solltest dir langsam einen Coach zulegen.
Hili Ingenhoven