In der Komödie "Miss Sixty" (Start: 24. April 2014) spielt Iris Berben die ebenso verschrobene wie brillante Wissenschaftlerin "Luise", die mit 60 Jahren zwangsweise in Rente geschickt wird. Um ihrem Leben - sie hat keinen Partner und wohnt immer noch bei ihrer Mutter - eine neue Richtung zu geben, beschließt sie, ein Kind zu bekommen. Für ein Forschungsprojekt hat sie glücklicherweise vor Jahren schon Eizellen eingefroren. Doch einen Vater für ihr ungeborenes Kind zu finden, stellt sich als schwieriger heraus als angenommen. Eins steht für "Luise" allerdings fest: Galerist "Frans" (Edgar Selge), der sein Alter verleugnet und sich lieber in amouröse Abenteuer mit sehr jungen Frauen stürzt, wird's jedenfalls nicht ...
Gala.de hat mit Iris Berben über Kinder und Karriere gesprochen - und darüber, warum wir sie zwar auf dem Soundtrack trällern hören, sie aber niemals live singend erleben werden.
Frau Berben, Sie waren vor kurzem zum ersten Mal zu Gast bei "TV Total" – warum erst jetzt?
Eigentlich wurde ich angefragt, ob ich nicht als Musikerin auftreten will - man ist dort auf den Song, den ich im Film singe, aufmerksam geworden. Das habe ich aber vehement abgelehnt!
Warum denn das?
Sie müssen sich die Aufnahme des Songs so vorstellen: Ich mit Brille auf der Nase, den Text in der Hand, und das auch noch in Lautschrift; ich musste mein Schulfranzösisch erst wieder mühsam hervorkramen. Und ich hätte gar keine Möglichkeit gehabt, für "TV Total" zu üben, ich habe bis drei Tage vor der Sendung einen anderen Film gedreht.
Wie hat's Ihnen bei Stefan Raab gefallen?
Vorher hab ich mir schon überlegt: Passe ich da rein? So einen Auftritt kann man eben nicht so gut einschätzen. Ich denke mir aber immer: 'Mach das, was du noch nie gemacht hast'. Und ich fand's klasse!
Hören wir Sie irgendwann nochmal live singen?
(Lacht) Ich glaube nicht. Ich werde das oft gefragt. Wahrscheinlich, weil vielen der Song gefällt. Aber das war eine einmalige Sache. Meine Regisseurin [Sigrid Hoerner, die Redaktion] hat mich quasi dazu gezwungen, sie hat mir die Aufnahme damit schmackhaft gemacht, dass sie Alexander Hacke von den "Einstürzenden Neubauten" ins Boot geholt hat. Und ich dachte mir, wenn so ein seriöser Musiker mit mir arbeiten will, kann das ja so peinlich nicht werden. Die Arbeit im Studio hat auch wirklich Spaß gemacht. Aber: Der Song sollte leicht sein, er sollte der Rausschmeißer für den Film sein. Er ist zwar mit Lust und Freude entstanden, aber für mehr würde meine Stimme gar nicht ausreichen. In die Richtung denke ich WIRKLICH gar nicht.
"Miss Sixty" ist eine Komödie, allerdings gibt es einen ernsthaften Kern. Ich musste dabei unweigerlich an Gianna Nannini denken, die mit über 50 das erste Mal Mutter geworden ist. Gibt es Ihrer Meinung nach eine Altersgrenze fürs Kinderkriegen?
Wir wissen alle, dass es für Frauen möglich ist, auch in einem fortgeschrittenen Alter noch Kinder zu bekommen. Ich finde es aber ganz schwierig, zu sagen, was die Grenze ist. Ich habe im Film einen ganz wahren Satz gesagt, als meine Filmmutter stirbt: "Ich hatte sie 60 Jahre und es war trotzdem nicht lang genug." Es gibt davon abgesehen im Film noch ein Thema, das mich viel mehr interessiert: Warum machen Frauen so etwas? Warum kommen Frauen auf die Idee, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, und erst einmal ganz in Ruhe ihre Karriere durchzuziehen? Ich denke, das hat etwas mit Gleichberechtigung zu tun: Wenn Frauen Kinder kriegen, haben sie oft gar nicht die Möglichkeit, ein bis zwei Jahre aus dem Beruf auszusteigen und danach nahtlos weiterzumachen. Sowas würde Männern nie passieren. Da läuft bei uns immer noch etwas schief.
Was muss sich ändern, damit Kinder und Karriere für Frauen leichter vereinbar werden?
Allein schon, dass wir immer noch über Kitas diskutieren, über Lohngleichheit, über Quoten … das finde ich so absurd! Ich glaube, dass man beides vereinbaren kann. Es müssen aber von staatlicher Seite Hilfestellungen gegeben werden, damit das auch funktioniert. Und man muss aufhören, in den Kategorien "Hausmütterchen" oder "Karrierehexe" zu denken. Die Fuffziger sind vorbei!
Sie haben Ihren Sohn [Produzent Oliver Berben, d. Red.] bekommen, als Sie relativ jung waren und in Ihrem Beruf noch am Anfang standen - wie hat das funktioniert?
Mir war von vornherein klar: Ich will das Kind und ich will meinen Beruf weiterhin ausüben. Ich war alleinerziehend, also musste ich auch selbst sehen, wie ich die Person, die mein Kind betreut hat, bezahle. Das war oft eine Rechnung, aus der ich mit Null herausgegangen bin. Aber ich habe mich bewusst dafür entschieden. Ich wollte mich von niemandem abhängig machen.
Die Beziehung Ihrer Filmfigur zu deren Mutter ist sehr eng, fast schon symbiotisch. Wie viel Einfluss hatte Ihre Mutter auf Ihr Leben, Ihre Karriere?
Ich bin mit einem Freigeist einer Mutter aufgewachsen. Von ihr habe ich immer die Unterstützung bekommen, das, was mir gut tut und was mir Freude bereitet, auch zu machen. Da habe ich die denkbar besten Voraussetzungen gehabt, die man als Kind nur haben kann. Ich wurde in allem, was ich machen wollte, gefördert. Aber genau so frei und selbstbestimmt hat meine Mutter auch gelebt.
Im Oktober 2013 lief Ihr letzter Fall als "Rosa Roth" im Fernsehen. Wie sehr vermissen Sie die Serie?
Ich vermisse "Rosa Roth" gar nicht. Es ist kein Phantomschmerz da. Mit meinen Kollegen arbeite ich nach wie vor zusammen, nur eben an anderen Projekten. "Rosa Roth" ist ein abgeschlossenes Stück in meinem Leben; ich habe das sehr bewusst beendet. Es waren 20 tolle Jahre, ich habe eine Marke gesetzt, aber jetzt geht es weiter.
Auf was können wir uns in der Zukunft freuen?
Im Mai kommt ein Film über das Leben von Elisabeth Selbert, die am Grundgesetz mitgewirkt hat, danach drehe ich eine Satire über eine Kanzlerin – es könnte unsere sein, muss aber auch nicht. (Lacht) Und danach: Es gibt viele schöne unterschiedliche Projekte, an denen ich arbeite. Die Palette ist ganz bunt und ich hoffe, dass das auch in Zukunft noch so bleibt!