"Wovon sollen wir träumen", fragten "Frida Gold" 2011 noch auf ihrem ersten Album, nun erscheint ihr zweites Werk und es scheint, als hätten Alina Süggeler und ihre Bandkollegen Andi Weizel, Julian Cassel und Thomas Holtgreve die Antworten gefunden. "Liebe ist meine Religion" heißt ihre Platte, die sie am 28. Juni erscheint.
Wir haben uns mit Alina und Andi über das Album und das große Thema Liebe unterhalten. Die beiden rufen aus ihrer gemeinsamen WG in Berlin an, wo sie mit ihren beiden Hunden leben und Andi momentan das neue Album von Kanye West in Dauerschleife hört.
Am 28. Juni geht es los - seid Ihr schon aufgeregt vor dem ersten Konzert mit dem neuen Album?
Alina: Ja schon, ich würde sagen wir sind freudig erregt. Es brennt uns auf der Seele, die Musik endlich zu teilen. Dafür haben wir die Songs schließlich geschrieben und im Grunde wissen wir erst dann, wenn wir die Energie der Fans spüren, wie die Platte eigentlich ist.

Du hast gesagt, Du wolltest dieses Mal über die Liebe schreiben, viel mehr als beim ersten Album. Wie kam es dazu?
Alina: Mir ging es um die übergeordnete Liebe, nicht nur um partnerschaftliche. Die Liebe, die unser Miteinander prägt. Wir haben in den letzten Jahren viel erlebt und nach so einer bewegten Zeit konnte ich plötzlich die Dinge ganz simpel runterbrechen.
Hattest Du keine Angst, dass das Thema Liebe zu klischeehaft wird?
Alina: Überhaupt nicht! Gerade weil ich eben nicht von zehn Beziehungen singe, sondern Liebe eher als den Zusammenhalt beschreibe, den wir brauchen. Es geht sowohl um Selbstliebe als auch um Nächstenliebe und partnerschaftliche Liebe. Ich glaube, es ist uns gelungen, dass sich das nicht abnutzt auf der Platte. Und ich glaube aber auch, dass man manche Dinge gar nicht oft genug sagen kann. Jedem Song liegt also ein ganz ähnlicher Standpunkt zugrunde.
Wann hattet Ihr zuletzt Liebeskummer?
Alina: Ich tu mich mit dem Wort Liebeskummer schwer. Bevor ich mich richtig einem gebrochenen Herzen hingebe, setzt bei mir ein gewisser Realismus ein. Ich merke dann, dass es vielleicht einfach nicht funktioniert hat oder schlicht äußere Umstände das Zusammensein komplizierter machen. Das ist etwas, was uns sehr oft begegnet, weil unser Job mit "Frida Gold" so arbeitsintensiv und emotional ist, dass uns da manchmal die Emotion am anderen Ende ein bisschen fehlt. Aber das Sich-in-Liebeskummer-Suhlen macht man glaub ich nur, wenn man jung ist.
Alina, Du bist Scheidungskind und hast schon oft darüber gesprochen, dass das als Kind schwer für Dich war. Ist Heirat trotzdem ein Thema für Dich?
Alina: Unbedingt! Davon träume ich, ich möchte jemandem meine Liebe versprechen, egal wie genau das dann aussieht. Einfach mit jemandem gemeinsam durchs Leben zu gehen und gemeinsam Verantwortung zu tragen für das, was das Wichtigste ist auf unserer Welt. Nämlich neues Leben zu schaffen und darauf Acht zu geben und zu versuchen, im Kleinen ein Stück andere Welt zu kreieren und dann damit dazu beizutragen, dass sich in dieser Welt etwas ändert. Ich finde die Vorstellung sehr schön.

Hast Du den Richtigen dafür schon gefunden?
Alina: Mhm. Jetzt ist es gerade eine schwierige Zeit, da sind manchmal die Dinge auch nicht so klar und es vermischen sich eigene Fehlbarkeiten mit dem Gefühl, dass eine Beziehung vielleicht nicht funktioniert. Das ist im Moment schwierig, ein Urteil zu fällen. Ich bin gerade so in Anspruch genommen mit dem, was wir mit "Frida Gold" versuchen, dass ich Entscheidungen, die dieses Thema betreffen gerne noch etwas schiebe.
Ihr beide seid früher ein Paar gewesen, jetzt arbeitet und wohnt Ihr sogar wieder zusammen. Ist das manchmal schwierig?
Alina: Nein, gar nicht. Wir sind uns damals begegnet und haben uns verliebt und haben dann erst einmal unsere Beziehung gelebt, wo wir schnell unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Songschreiben entdeckt haben. Und das war auch letztlich die Erfüllung für uns. Wir haben uns hinterher wiedergefunden als total starke Arbeitspartner, als zwei Menschen, die sich unheimlich in ihrer Vision unterstützen und sich ganz viel Kraft und Mut geben. Aber wir haben gemerkt, dass die Liebe, die uns als Paar zusammengehalten hat, so nicht mehr existiert und dass das Leben etwas anderes mit uns vorhat. Wir haben dann gemeinsam Abschied genommen von unserer Beziehung - was immer noch wirklich ein ganz ergreifender Moment für mich ist, wenn ich daran denke, wie wir gemeinsam aus unserer Wohnung ausgezogen sind. Aber wir waren in totalem Frieden miteinander, in totaler Trauer darüber, was wir zurücklassen aber auch mit dem Glauben daran, dass sich die Dinge schon zurechtrücken. Wir sind am nächsten Tag gemeinsam ins Studio und haben weitergemacht. Und jetzt verbindet uns einfach so eine offene und ehrliche Gemeinschaft sowohl privat als auch beruflich und das wollen wir beide nicht missen.
Andi: Im Grunde war für uns immer das Wichtigste, dass wir offen und ehrlich sind. Und wenn man daran arbeitet – natürlich mit Abstrichen bei manchen Streits – und das Ego zurück nimmt, dann fügen sich Dinge und man kann sich weiterentwickeln. In allen zwischenmenschlichen Beziehungen ist es außerdem wichtig, dass man Ziele hat und daraufhin arbeitet. Und die sind bei uns sehr klar definiert.
Andi, ist es für Dich und den Rest der Band manchmal problematisch, dass Alina Euer Aushängeschild ist?
Andi: Gar nicht. Wir kennen uns alle schon so lange und sind befreundet. Für uns ist es immer wichtig, dass "Frida Gold" die beste Plattform bekommt und das hängt auch von unseren Persönlichkeiten ab. Alina hat eine sehr starke Persönlichkeit und nimmt das an, was möglich ist und für uns ist das ganz toll. Intern ist jeder mit seiner Rolle glücklich.