Wenige Kilometer entfernt tobt die Berlinale: Am Potsdamer Platz, dem zentralen Punkt des Filmfests, gehen Journalisten aus aller Welt geschäftig ihrer Arbeit nach, eine Trommelgruppe sorgt für Unterhaltung und Touristen und Einheimische knipsen Fotos vom Geschehen.
Vor der Kulturbrauerei in Kreuzberg sieht das anders aus. Hier, wo schon bald ein paar deutsche Stars und vor allem die Darsteller der Märchenverfilmung "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" über den roten Teppich laufen werden, ist es eine Stunde vor Ankunft der ersten Gäste noch ruhig. Ein paar Fans haben sich zwar bereits hinter die Absperrung gestellt. Doch so recht will bisher keine Stimmung aufkommen. Das mag vielleicht auch am Publikum liegen: Anders als bei Premieren wie "Twilight" oder "Die Tribute von Panem" warten hier nicht nur Teenager, sondern auch etwas ältere Filmfans - und sicher auch ein paar Schaulustige, die im Vorbeigehen von den grellen Schweinwerfen angezogen wurden und nun neugierig stehen geblieben sind.
Als ein paar deutsche Starlets, darunter die "DSDS"-Teilnehmerin Annemarie Eilfeld und Moderatorin Anastasia Zampounidis ankommen, hebt sich die Stimmung zum ersten Mal. Besonders locker wirkt Steven Gätjen, der freudig Auskunft über seine Favoriten bei den diesjährigen Oscars ("Lincoln" und "Les Misérables") und Kindheitserinnerungen an Grimm-Märchen gibt.
Als dann, zwanzig Minuten vor Filmbeginn, die zuvor recht entspannten Fotografen plötzlich nervös werden, sind sie endlich da: Die Hauptdarsteller Jeremy Renner, Gemma Arterton und Famke Janssen steigen aus ihren Limousinen, winken in die Menge und halten immer wieder bei den Fans an.
Und während Renner und Janssen sich bald den Reportern zuwenden, schreibt Gemma Arterton lieber fleißig Autogramme. Nur kurz bleibt sie stehen, um Fragen zu beantworten - und das mag vielleicht auch an den Schlagzeilen der vergangenen Tage liegen: Insider hatten britischen Medien verraten, dass Gemma Arterton und ihr Ehemann Stefano Catelli sich getrennt haben. Einem Kolumnisten soll sie mittlerweile tatsächlich anvertraut haben, dass sie wieder Single ist - doch hier in Berlin äußert sie sich lieber nicht und verschwindet mit einem Lächeln Richtung Kinosaal.
Jeremy Renner ("The Avengers", "Das Bourne Vermächtnis") ist dagegen in Plauderlaune. "Ich liebe Deutschland und vor allem Berlin", sagt er. Der 42-Jährige ist souverän, hat für jeden ein Lächeln übrig. Gut sieht er auch noch aus und da wundert es nicht, wenn er erzählt, dass er für die Actionszenen bei "Hänsel und Gretel" kaum trainieren musste. "Ich hatte gerade erst 'Bourne' beendet und war gut in Form", sagt er. Überhaupt hätten die Dreharbeiten viel Spaß gemacht - eines stört ihn jedoch an dem Märchen der Grimm-Brüder. "Es ist so unheimlich, obwohl es doch für Kinder gedacht ist. Wenn ich Vater wäre, würde ich die Geschichte nicht vorlesen", sagt er.
Auch der Film ist nichts für zarte Gemüter: Wenn Jäger und Hexen aufeinandertreffen, spritzt das Blut und rollen die Köpfe und dank 3D-Technik fliegen den Zuschauern brennende Pfeile und Äxte nur so um die Ohren. Auch die Maske ist aufwendig - und vor allem Famke Janssen als böse Hexe "Muriel" nicht wieder zu erkennen. "Ich hatte jeden Tag zwölf Stunden lang eine dicke Schicht Make-up im Gesicht. Ich war immer froh, als ich alles abwaschen konnte und mein Gesicht wieder zum Vorschein kam". Janssen, bekannt aus Filmen wie "X-Men", muss sich wirklich nicht verstecken: Mit 48 Jahren sieht sie noch immer so gut und dabei natürlich aus, wie nur wenige ihrer Schauspielkollegen in Hollywood.
Als schließlich die letzten Gäste eintrudeln und sich das Kino immer mehr füllt, wird es wieder ruhig vor der Kulturbrauerei. Auf den Leinwänden herrscht dagegen bald jede Menge Action - dafür werden die Stars aus "Hänsel und Gretel" schon sorgen.