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Dschungelcamp Der heimliche Dschungelkönig

Der heimliche Dschungelkönig
Der heimliche Dschungelkönig
© Corbis
"Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" geht in die sechste Runde. Für den bösen Humor in der Show sorgt Gagschreiber Jens Oliver Haas. "Gala" hat mit ihm einen Blick hinter die Kulissen des Quotenknallers geworfen

Es ist vor allem die Lust am Fremdschämen,

die immer mehr Fans dem Ruf des Dschungels folgen lässt. Man schaudert amüsiert, wenn C-Promis sich bei den berüchtigten Dschungelprüfungen zum Affen machen - und der gute Geschmack dabei unter einem Berg aus Schleim, Maden und Krabbelviechern begraben wird. Doch da ist noch etwas, was "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" Rekordquoten von bis zu neun Millionen Zuschauern beschert: die ebenso geschliffenen wie zynischbösartigen Moderationen von Sonja Zietlow und Dirk Bach. Wortwitz-Highlights, die auf das Konto eines Mannes gehen: Seit Tag eins des Dschungelcamps legt Gagschreiber Jens Oliver Haas - mit Unterstützung durch Co-Autor Micky Beisenherz - seiner Ehefrau und Bach die Läster-Attacken in den Mund. "Gala" hat den Ex-Journalisten Haas kurz vor seinem Abflug ins australische Brisbane getroffen.

Auf welchen neuen Bewohner freuen Sie sich besonders?

Zum einen auf Brigitte Nielsen, weil ich glaube, alles über sie zu wissen und gleichzeitig sicher bin, dass ich mich irre und diese Frau uns alle überraschen wird. Und ich freue mich auf Ailton, weil ich glaube, dass wir wegen seines extremen brasilianischen Akzents kaum ein Wort verstehen - und gerade deshalb sehr viel Interpretationsspielraum für tolle Gags haben werden.

Seit 2002 sind "Ich bin ein Star..."-Moderatorin Sonja Zietlow und Gag-Autor Jens Oliver Haas miteinander verheiratet. Haas ist
Seit 2002 sind "Ich bin ein Star..."-Moderatorin Sonja Zietlow und Gag-Autor Jens Oliver Haas miteinander verheiratet. Haas ist übrignes auch die deutsche Stimme von "Dr. Bob".
© Corbis

Tauchen Sie zur Vorbereitung in die Vita der Promis ein?

Im Gegenteil: Ich fliege chronisch schlecht vorbereitet nach Australien ...

Aber hat man nicht mehr Stoff für Gags, wenn man möglichst viel über die Bewohner weiß?

Nein. Denn nehmen wir mal an, ich bereite mich intensiv auf Brigitte Nielsen vor, schreibe im Vorfeld 20 gute Gags, komme nach Australien - und sie ist vom ersten Tag an ganz anders als die Klischees, die in meinem Kopf spukten. Dann habe ich mir die Arbeit umsonst gemacht! Nehmen wir zum Beispiel Michaela Schaffrath. Die kam als Porno-Queen Gina Wild ins Camp - und war ab Tag zwei nur noch die Michaela. Da hatte auch Sonja in ihren Moderationen keine Lust mehr auf Gags, die auf Michaelas Hardcore-Vergangenheit abzielten.

Wie würden Sie Ihren Job-Alltag in Australien beschreiben?

Für das Schreiben einer Tagesmoderation haben wir im Dschungel fünf Stunden Zeit. In Deutschland stünden uns dafür mindestens fünf Tage zur Verfügung.

Hört sich nach riesigem Druck an.

Ich glaube, dass ich und Micky gerade durch diesen Druck funktionieren - und durch die Tatsache, dass wir 17 Tage lang nichts anderes machen. Wir stehen auf, treiben eine halbe Stunde Sport, sichten die Camp-Aufzeichnungen, schreiben Gags, produzieren die Show, fahren zurück ins Hotel und packen uns dort noch eine halbe Stunde an den Pool beziehungsweise ins Bett. Durch dieses Korsett hat man null Ablenkung, und wir geraten in einen perfekten Kreativtrott. Danach sind wir allerdings auch urlaubsreif.

Wie ist es, mit der eigenen Frau so eng zusammenzuarbeiten?

Es ist Segen und Fluch zugleich. Ich liebe Sonja und verstehe mich super mit ihr: Ich weiß genau, wie sie tickt, was sie mag oder nicht mag - und was sie denkt. Ich kenne auch ihre Tagesform. So können wir viel schneller Bücher für die Moderation stemmen, als es ein normaler redaktioneller Ablauf zulassen würde.

Und was sind die Nachteile?

Man nimmt jeden privaten Ärger mit an den Set und jeden Zoff vom Set wieder mit ins Hotel. Bei einem normalen Moderator denke ich mir im Stillen: "was für ein Arsch", gehe nach Hause und gut ist. Diese Grenze kann ich in Australien leider nicht ziehen.

oben, v.li.: Vincent Raven, Daniel Lopes, Jazzy, Martin Kesici , Brigitte Nielsen, Radost Bokel, Ramona Leiß, Rocco Stark, Micae
oben, v.li.: Vincent Raven, Daniel Lopes, Jazzy, Martin Kesici, Brigitte Nielsen, Radost Bokel, Ramona Leiß, Rocco Stark, Micaela Schäfer, Ailton und Kim Debkowski
© RTL/Stefan Gregorowius

Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?

Ich versuche stets, anders zu denken - eine Windung mehr zu finden. Den ersten Gag, auf den man kommt, darf man auf keinen Fall nehmen. Denn auf den kommen ja alle. Richtig gute Comedy muss in erster Linie überraschen und auch ein bisschen wehtun.

Wo liegt Ihre persönliche Gag-Schmerzgrenze?

Wenn Gundis Zámbó ein Buch über ihre besiegte Bulimie-Erkrankung veröffentlicht und mit diesem Thema durch die Talkshows tingelt, dann schreibe ich darüber auch einen Gag. Wenn ich wüsste, dass sie als Kind sexuell missbraucht wurde, darüber aber nie öffentlich gesprochen hat, dann gibt’s darüber auch keinen Witz. Es kommt darauf an, wie die Kandidaten persönlich mit wunden Punkten in ihrer Vita umgehen.

Gab es schon mal Ärger mit Camp-Bewohnern, weil die sich allzu sehr beleidigt gefühlt haben?

Es gibt in dem Stall der bislang 51 Kandidaten nur einen einzigen Promi, der heute nicht mehr mit mir und Sonja spricht. Und in diesem Fall empfinden wir es ehrlich gesagt auch nicht als Nachteil ...

Verraten Sie uns den Namen?

Darüber schweige ich lieber und verrate stattdessen, dass wir uns mit den meisten der bisherigen Bewohner bis heute gut verstehen. Mit manchen sogar noch besser als vor der Show. Nur zwei Kandidatinnen haben hinterher verkündet, dass die Zeit im Dschungel ihrer Karriere geschadet hat: Mariella Ahrens und Lisa Fitz. Drei von 51? Mit so einer Bilanz kann ich prima leben.

Die Gags in den Moderationen sind mit den Jahren immer schärfer geworden. Wird es 2012 eine erneute Steigerung geben?

Wir fliegen nicht nach Australien mit dem Vorsatz: Jetzt hauen wir allen noch fester auf die Schnauze! Fakt ist, dass die Kandidaten so ehrlich wie noch nie über die Gründe sprechen, warum sie bei der Show mitmachen. Dass es um die Gage geht oder man wieder das Rampenlicht sucht. Da haben wir uns bereits 2011 gesagt, dass wir dann eben auch das ehrlichste Dschungelcamp aller Zeiten machen. Und RTL lässt uns dabei völlig freie Hand. In keiner anderen Sendung auf diesem Sender wäre diese schonungslose Ehrlichkeit möglich. Was aber diesmal möglich ist, wissen wir noch nicht.

Müssen Sie Ihren Job vor Ihrer Familie verteidigen?

Da meine Familie hauptsächlich aus Rechtsanwälten und Ärzten besteht, bin ich mit 44 Jahren und einem nur ordentlichen Gehalt immer noch das schwarze Schaf. Vor ein paar Jahren haben mich meine Eltern regelmäßig gefragt, ob ich nicht doch etwas Anständiges lernen möchte. Seitdem uns allerdings das Feuilleton entdeckt hat und positive Artikel in der FAZ und der SZ erschienen sind, ist sogar mein Vater ein wenig stolz auf mich.

Analysen belegen, dass jeder fünfte Zuschauer von "Ich bin ein Star …" einen Uni-Abschluss hat. Wie erklären Sie sich den Erfolg der Show auch bei Akademikern?

Abgesehen davon, dass es einfach eine handwerklich hervorragend gemachte Sendung ist, bieten wir für jeden etwas: Möchte ich billige Lacher, bekomme ich die. Will ich intelligente Gags zu zeitpolitischen Themen, wird mir das geliefert. Ich habe Lust auf tiefgründige Gespräche und menschliche Abgründe? Bitte sehr! Es ist einfach alles da. Und deshalb sind auch alle Zielgruppen vor dem Fernseher vereint.

Alexander Nebe

gala.de

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