Ein britischer Kostümschinken bricht Rekorde: 120 Millionen Zuschauer in 220 Ländern verfolgen "Downton Abbey" - von Island bis Südkorea. Die Seriensensation über das Lieben und Leiden der Adelsfamilie "Crawley" und ihrem Personal im fiktiven Downton Abbey zwischen 1912 und 1922 ist Englands größter Hit seit den Beatles. Mick Jagger sowie Kate und William sind bekennende Fans, Katy Perry gibt Viewing-Partys und Michelle Obama lässt sich die DVDs vorab ins Weiße Haus schicken. Fragt man das Ensemble nach dem Geheimnis des phänomenalen Erfolges, lautet die einstimmige Antwort: "Maggie Smith!" Als strenge Matriarchin "Violet Crawley" begeistert die Grafenwitwe mit süffisanten Sprüchen wie: "Gäste sind nur willkommen, wenn ihr Abreisetag feststeht." Typisch britischer Humor eben.

In Staffel zwei, die zu Weihnachten auch bei uns anläuft (ab 20. 12., 20.15 Uhr, ZDF), ist der Erste Weltkrieg ausgebrochen, doch dank der Kommentare von Dame Maggie werden die dramatischen Ereignisse aufgelockert. Wenn sie in Staffel drei (bereits auf DVD erhältlich) auch noch auf Hollywood-Gaststar Shirley MacLaine trifft, die als Mutter der "Gräfin Grantham" brilliert, dann ist das ganz großes Kino. Aber was ist das Erfolgsrezept der Serie, die 2011 verdient einen Eintrag als "beste Serie des Jahres" im Guinness Buch der Rekorde bekam?
Drehbuchautor Julian Fellowes (erhielt 2002 einen Oscar für "Gosford Park", den inoffiziellen Kinovorläufer) erklärt sich die weltweite Faszination mit dem Mix aus Soap, Sozialstudie und Geschichtsstunde. "'Downton Abbey' bietet Zuflucht in eine überschaubare Welt, in der alles und jeder seinen Platz hat. Doch die Probleme sind zeitlos", betont er. "Letztlich geht es doch immer um Geld oder Liebe, damals wie heute."
Lässt die schöne "Lady Mary" (Michelle Dockerey) sich endlich dazu herab, dem jungen Anwalt "Matthew Crawley" (Dan Stevens) ihre Gefühle zu gestehen? Oder hofft sie weiter auf eine bessere Partie und die Wahrung ihres Stolzes? Und noch eine Frage wird dem britischen Autor Fellowes ständig gestellt, wenn er auf Fans trifft: Wann heiraten die Dienstboten "Mrs. Hughes" und "Mr. Carson" endlich?

Dabei konzentriert sich das Geschehen nicht nur auf einzelne Charaktere. 18 Hauptrollen sind fair verteilt. "Der Zuschauer muss sich auf keine Person länger als zweieinhalb Minuten einlassen", erklärt sich Shirley MacLaine den Erfolg bei jungen Fans, denen komplexe Handlungsstränge oft zu langatmig sind. Das rasante Erzähltempo begeistert auch männliche Zuschauer: "Männer haben doch keine Konzentrationsspanne. Nach drei Minuten denken sie an Sex oder Fußball", sagt Rob James-Collier, der den intriganten Diener "Thomas Barrow" spielt. "Aber hier laufen so viele spannende Storys parallel, dass man dranbleiben muss."
Die Familiensaga hat auch die Modewelt erobert - der vornehme Landadel-Look ist seit dem Erfolg von "Downton Abbey" wieder in. So stilprägend war zuletzt nur die TV-Serie "Mad Men".