Wie ist es eigentlich, Mickey Rourke, 68, fast zum Weinen zu bringen? Und was ist das für ein Gefühl, wenn Brad Pitt, 57 und Angelina Jolie, 45, direkt auf dich zukommen? Steven Gätjen, 48, berichtet von seinen unvergesslichsten Oscar-Erlebnissen und packt aus: Das muss ein Film für ihn mitbringen.
Oscars: Nichts ist sicher!
GALA: Die Academy verrät bisher nicht so viel über den Ablauf in diesem Jahr. Weißt du da mehr? Auf was dürfen wir uns freuen?
Steven Gätjen: Die Oscars werden in diesem Jahr definitiv an zwei Locations stattfinden. Im Dolby Theater und an der Union Station in Downtown Los Angeles. Es wird eine Pre-Show geben, eine normale Oscar-Show und eine Post-Party-Show. Das heißt: Interviews werden am roten Teppich geführt. Da sind wir auch vor Ort. Dann wird es natürlich die eigentliche Verleihung geben, die auch moderiert wird. Und anschließend gibt es eine kleine Post-Party-Show. Jeden Tag kommen neue Infos von der Academy und nichts ist so richtig sicher.
Die ganze Verleihung findet unter Corona-Bedingungen statt. Was ändert sich dadurch?
Es war lange unklar, ob wir als deutsches Team überhaupt anreisen dürfen. Und ich bin dankbar, dass es geklappt hat. Wir sind eins von 20 Teams – sonst sind weit über 100 Teams am roten Teppich platziert. Natürlich muss die ganze Verleihung an besondere Hygienemaßnahmen angepasst werden. Alle werden mehrfach getestet und Abstände müssen eingehalten werden. Das gilt auch für den roten Teppich. In diesem Jahr werden dort Standmikrofone mit großem Abstand aufgestellt sein, an dem die Stars hoffentlich anhalten und Interviews geben. Das wird dann spannend.
Brad und Angelina hautnah: "Das war der absolute Wahnsinn"
Welches Erlebnis bei den Oscars bleibt für dich unvergesslich?
2010 habe ich die Premiere zu "Salt" mit Angelina Jolie in Berlin moderiert und kurz davor auch die von "Der seltsame Fall des Benjamin Button". Bei den darauffolgenden Oscars liefen Brad Pitt und Angelina Jolie über den roten Teppich. Es war schon fünf Minuten vor Beginn der Verleihung. Natürlich haben alle Journalisten angefangen zu schreien. "Brad, Angelina." Ich auch. Plötzlich bleibt Angelina stehen, lächelt mich an. Sie tippt Brad auf die Schulter und er lächelt ebenfalls.
Alle anderen Teams waren völlig verdutzt und ich auch. Aber dann standen wir da und haben nett geplaudert. Das war der absolute Wahnsinn.
Auf welchen Star freust du dich dieses Jahr am meisten?
Mein riesengroßer Wunsch wäre es, Vanessa Kirby, Frances McDormand und Carey Mulligan vor die Kamera zu kriegen. Ich bewundere alle drei sehr, finde sie als Schauspielerinnen und Frauen so toll und stehe total hinter dem, was sie propagieren.
Glaubst du, die Stimmung auf dem roten Teppich wird anders als sonst?
Ja. Ich denke, dass es wirklich emotional werden kann. Aber das wünsche ich mir auch. Also dass zum Beispiel die Gewinner vom letzten Jahr darüber berichten, wie dieses verrückte Jahr für sie persönlich war und uns einen Einblick in ihre Gefühlswelt geben.
Hast du einen Favoriten für die Kategorie „bester Film“?
Ich glaube, dass ein Film wie Nomadland die größten Chancen auf einen Oscar hat. Das Gesamtpaket ist einfach großartig.
Das war Steven Gätjens unangenehmster Red-Carpet-Moment
Was war dein unangenehmstes Oscarerlebnis?
Eine Situation mit Mickey Rourke ist mir am meisten hängen geblieben. Vor dem hatte ich extremen Respekt, weil er ein bisschen wie ein Vulkan ist. In der einen Sekunde superfreundlich und in der nächsten Sekunde total aufbrausend.
2009 stand er dann auf dem roten Teppich vor mir und trug um den Hals ein kleines Amulett mit einem Chihuahua drauf. Und ich habe dann einfach gefragt "Was ist denn das für ein Amulett?" Plötzlich wurde er ganz emotional und erklärte, dass es ein Foto seines verstorbenen Hundes sei und wie sehr er ihn vermisst.
Dieses Jahr gehen erstmals auch Streaming-Filme ins Rennen. Wie siehst du die Entwicklung? Glaubst du, sie haben weiterhin Chancen bei den Oscars?
Ich bin ein großer Fan der Streaming-Dienste. Ich fände es wichtig, dass die Academy darüber nachdenkt, wie sie in Zukunft die Richtlinien für die Nominierungen ändert. Es ist ja so, dass nur Filme nominiert werden können, die in New York und Los Angeles länger in mehreren Kinos ausgestrahlt werden. Aber Streaming spielt mittlerweile auf dem Filmmarkt genauso eine große Rolle. Und ich finde, dass es in den nächsten Jahren weiterhin so sein sollte.
Du hast gesagt, dass du ein Streaming-Fan bist. Nach welchen Kriterien wird bei euch zu Hause ein Film ausgesucht?
Die Auswahl, die wir mittlerweile an Filmen haben, ist gigantisch. Zu Hause wird demokratisch entschieden – schnell einen Film zu finden, ist das Schwierigste. Aber ich bin inzwischen auch radikaler geworden. Ein Film muss mich in den ersten 30 bis 40 Minuten packen, damit ich ihn weiter schaue. Heißt: Die Story muss gut und spannend erzählt sein.
Verwendete Quellen: eigenes Interview