Knapp sechs Millionen Zuschauer schalteten im vergangenen Jahr regelmäßig ihren Fernseher ein, um ja keine Folge des skurrilen Eifelkrimis "Mord mit Aussicht" zu verpassen. Das lag vor allem an Kriminaloberkommissarin Sophie Haas, gespielt von Caroline Peters, 42, die beim Ermitteln rund um das fiktive Dorf Hengasch einen sehr individuellen Stil pflegt: der Rock zu kurz, der Mantel zu gelb, die Schuhe definitiv zu hoch für eine Kommissarin auf dem Land. Doch genau deshalb haben sie so viele Zuschauer in ihr Herz geschlossen.
Was gibt es Neues aus Hengasch, Frau Peters?
Eine richtig gute Liebesgeschichte! Sophie steht zwischen zwei sehr interessanten Männern und muss sich entscheiden. Das hält sie auf Trab und ist ihr Ersatz für ein modernes Stadtleben: Wenn sie schon nicht in der Stadt wohnen darf, hat sie wenigstens eine komplizierte Beziehung.
Was macht Sophie so unwiderstehlich?
Viele mögen dieses Fröhliche und Schnelle an ihr. Und man kann sich gut mit Sophie identifizieren: Eigentlich sieht man sich doch selber immer als Städter, aber trotzdem gibt es da diese Sehnsucht, auch so idyllisch und unkompliziert zu leben. Zudem sind bei uns in der Serie die Konflikte überschaubar: Es geht zum Beispiel darum, ob das Wurstbrot richtig belegt ist.
Obwohl hohe Schuhe in so einer ländlichen Umgebung eher nerven, verzichtet Sophie nicht drauf ...
Eigentlich weiß sie, dass High Heels für ihren Beruf schädlich sind, aber genau deshalb zieht sie sie an. Sophie trägt High Heels aus Protest und nicht, um Männern zu gefallen. Das finde ich persönlich sehr lustig.
Sie selber sind urban veranlagt, wohnen abwechselnd in Wien und Berlin. Verspüren Sie auch Sehnsucht nach dem Land?
Immer mehr. Ich sehne mich total nach Grün und nach Natur. Irgendwann reicht mir dieses Brummige in den Städten. Im Moment bin ich jedoch sehr verwöhnt, weil Wien eine Stadt ist, wo man im Fluss baden oder schnell in die Weinberge fahren kann.
Was mögen Sie besonders an Sophie?
Sie blickt sofort, was los ist, scannt die anderen und versteht dadurch ganz viel. Bei ihren Ermittlungen steht nicht die Technik im Vordergrund, sondern die Frage, wie sie sich Sachen merken und zusammenbauen kann.
Sind Sie selber ein intuitiver Typ?
Ich beobachte auch gerne. Und ich habe einen Lesezwang: Ich muss alle Buchstaben lesen, die irgendwo zu finden sind! Was echt peinlich ist, weil man ja auch im Flugzeug auf die Zeitung vom Nachbarn guckt. Da muss ich mich sehr disziplinieren, weil das so übergriffig ist. Sophie dagegen kann alles enthemmt ausleben.
Gucken Sie gerne Krimis?
Komischerweise gar nicht. Ich habe mich gerade ein bisschen in Benedict Cumberbatch verliebt, den britischen Sherlock-Holmes-Darsteller. Das ist aber das erste Mal, dass mir ein Krimi gut gefällt.
In Deutschland boomen Krimis, es vergeht kein Abend, an dem nicht drei parallel laufen. Worin liegt diese Faszination?
Vielleicht ist das ein Drang nach Richtigkeit, dass es der deutschen Seele guttut, wenn etwas richtiggestellt wird. Aber vielleicht fehlt auch einfach der Mut, mal wieder in neue Genres zu springen. Krimis funktionieren halt, die Zuschauer nehmen sie gut an. Aber irgendwann wird das bestimmt vorbei sein.
Ist auch bei "Mord mit Aussicht" ein Ende in Sicht?
Ich bin dafür, dass man Geschichten zu Ende bringt. Eine gute Geschichte hat einfach ein Ende. Und eine Serie, die 20 Jahre laufen kann, ist keine gute Geschichte. Drei Staffeln machen 39 Folgen, das sind immerhin fast 20 Spielfilme! Wenn die Geschichte von Sophie Haas die ist, dass sie gegen ihren Willen auf dem Land lebt, muss sie meiner Meinung nach auch irgendwann mal weg da. Es wäre toll, wenn wir einen guten Dreh finden würden. Aber jetzt sind wir erst mal stolz, dass die dritte Staffel fertig ist.
Haben Sie neben der Schauspielerei noch eine andere Leidenschaft?
Die Familienpflege! Wir sind eine große Patchworkfamilie, weil meine Eltern beide mehrfach verheiratet waren. In dieser Gruppe gibt es schon diverse Kinder und Enkelkinder, ein sehr versprengter Haufen. Ich war mal mit meinem 18-jährigen Halbbruder auf einem Tocotronic-Konzert - und war plötzlich Zielgruppe: Da waren nur Frauen in meinem Alter mit Söhnen in seinem Alter. Das war toll!
Apropos Musik - die Band TempEau hat Ihnen einen Song gewidmet: "Hier kommt Caroline Peters, ein Superstar mit Sex-Appeal, jeder will ein Kind von ihr ..."
Ich kenne die Jungs gut, mit Marek Harloff habe ich viel Theater gespielt, und mit Jan Plewka, dem Sänger, bin ich eng befreundet. Dann haben die irgendwann gedacht, wir singen jetzt einfach mal ein Lied über Caroline. (lacht) Ich fand das schön!