Die ARD-Telenovela "Sturm der Liebe" war für Moritz Tittel, 40, zwei Jahre lang das berufliche Zuhause. Nach seinem Ausstieg aus der beliebten ARD-Telenovela 2013 suchte er neben der Schauspielerei eine neue Herausforderung - und fand Sie an einem Ort, der mit der Entertainment-Branche so gar nichts zu tun hat. Über seinen neuen Job und sein Mini-Comeback bei "Sturm der Liebe" anlässlich der 3000. Folge im September sprach er mit Gala.
Herr Tittel, was führt Ihre Rolle Konstantin zurück an den Fürstenhof?
Sturm der Liebe feiert seine 3000. Folge und die wird etwas ganz Besonderes: Werner Saalfeld wird 75 Jahre alt und seine Familie organisiert eine Überraschungsfeier. Als sein Sohn gehöre ich da natürlich dazu. Doch wie so oft beim Sturm wird es erstmal dramatisch und turbulent.
Wie war es für Sie, zurück ans Set von Sturm der Liebe zu kommen?
Ich bin wegen Castings und Dreharbeiten oft in München und schaue dann auch auf dem Gelände der Bavaria Studios vorbei, wo „Sturm der Liebe“ gedreht wird. Ich habe also den Kontakt zur Crew und den Kollegen gehalten und war eigentlich nie so weit weg. Trotzdem war ich vor der ersten Klappe etwas aufgeregt, als ich wieder am Set stand. Aber das hat sich ganz schnell gelegt.
2011 und 2012 standen Sie als Konstantin Riedmüller jeden Tag vor der Kamera. Wie war es, als das plötzlich vorbei war? Kam das berühmte große Loch?
Nein, im Gegenteil. Nach zwei Jahren im Hauptcast war ich froh, durchatmen zu können. Das Drehpensum bei „Sturm der Liebe“ ist ziemlich hoch. Ich bin zwar ein guter Text-Lerner, aber in den Schoß fällt mir das Erarbeiten der Szenen nicht. Nach meinem Ausstieg habe ich weniger vor der Kamera gestanden und mir privat ein neues Projekt gesucht: Mit meiner Familie habe ich ein denkmalgeschütztes Haus gekauft und gebaut wie ein Wilder. Da hatte ich genug zu tun, um nicht in ein Loch zu fallen.
Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, Arzt zu werden? Keine Lust mehr auf die Schauspielerei?
Zum einen: Der Beruf des Arztes ist ein sehr bodenständiger und verlässlicher, was ich gut finde. Zum anderen: Ich erfülle mir mit dem Medizin-Studium einen Jugendtraum. Nach dem Abitur habe ich erste medizinische Praktika absolviert und war auf dem besten Wege an die Uni. Meine Eltern hatten mir sogar schon ein Stethoskop und einen Kittel geschenkt. Doch auf einmal wurde mir das alles zu eng. Ich habe mein ganzes Leben schon in vorgefertigten Bahnen vor mir gesehen. Dann kam die Revolte in Form der Schauspielerei. Meine Eltern haben meine Entscheidung zum Glück akzeptiert. Vor allem, als sie gesehen haben, dass ich mein Leben auch mit diesem Beruf meistern kann.
Warum sprechen Sie erst jetzt über Ihr Studium?
Ich hatte Sorge, dass Produzenten und Casting-Direktoren mich als Schauspieler abschreiben. Nach dem Motto: Der Tittel ist jetzt Student, den können wir nicht mehr besetzen. Ich bin dann aber auf Filmfesten und Branchentreffen mit diesen Leuten ins Gespräch gekommen und habe positives Feedback bekommen. Das hat mich ermutigt.
Auf der einen Seite der bodenständige Beruf als Arzt, auf der anderen der schillernde als Schauspieler. Wie passt das zusammen?
Ich finde, das eine schließt das andere nicht aus. Sowohl als Schauspieler als auch als Arzt kommt man viel mit Menschen in Kontakt. Meine Erfahrung am Set hilft mir im Krankenhaus in der sozialen Interaktion mit den Patienten.
Werden Sie von Patienten angesprochen, nach dem Motto: "Sie kenne ich doch aus dem Fernsehen!"
Ich werde gelegentlich erkannt, ja. Das ist für mich ein seltsames Gefühl. Ich soll den Menschen Blut abnehmen und Zugänge legen - und manche kennen mich als Barkeeper Konstantin aus „Sturm der Liebe“. Wenn mich also jemand fragt, ob ich der Kerl aus dem Fernsehen bin, sage ich so etwas wie: „Nein, nein, Sie verwechseln mich. Ich bin schon länger hier am Krankenhaus, vielleicht haben Sie mich auf dem Flur gesehen“ oder: „Ich wohne hier in der Nähe, wir sind uns sicher mal begegnet.“ Es ist doch komisch, wenn man von einem Schauspieler operiert werden soll (lacht). Meist verraten mich aber die Schwestern und Pfleger hinter meinen Rücken und ich schreibe doch hier und da ein Autogramm. Aber das ist schon okay.

Wie haben Ihre Kommilitonen auf Sie reagiert?
Im ersten Semester war es tatsächlich schräg, aber nicht wegen „Sturm der Liebe“, sondern wegen des Altersunterschiedes: Meine Kommilitonen waren Anfang 20 und ich um die 40 Jahre. Das heißt im Umkehrschluss: Als die anderen etwa 14, 15 Jahre alt waren, haben sie vielleicht mit ihrer Oma „Sturm der Liebe“ geguckt und mich dort gesehen. Zumindest habe ich es mir so vorgestellt. Was aber Lustiges passiert ist: Ein sehr lieber TV-Kollege hat zeitgleich mit mir angefangen, Medizin zu studieren. Das war eine echte Überraschung.
Welche Fachrichtung schwebt Ihnen vor?
Die Anästhesie finde ich sehr spannend. Die würde ich gerne mit einer meiner privaten Passionen verknüpfen: dem Fliegen. Mein Traum ist es, als Notarzt in einem Hubschrauber mitzufliegen oder Patienten bei der Rückführung aus dem Ausland medizinisch zu betreuen. Toll wäre auch eine eigene Praxis als Flugarzt. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Bis ich mit dem Studium fertig bin, dauert es noch zwei bis drei Jahre.