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Ellie Goulding Sie spricht über mentale Gesundheit, Mutterschaft und ihre neue Musik

Ellie Goulding
© Getty Images
Ellie Goulding ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen des letzten Jahrzehnts: Ihre Alben wurden weltweit millionenfach verkauft, ihre Lieder milliardenfach (!) gestreamt. Wir trafen die Künstlerin zum Interview.

Das Interview mit Sängerin Ellie Goulding, 36, startet mit einem britisch-klischeehaften Smalltalk: Sie trinkt Kräutertee um runterzukommen, bei uns gibt es Mate-Tee für die Konzentration – den kennt sie gar nicht, findet ihn aber spannend. Wir sind verabredet, um über das neue Album der Musikerin zu sprechen, "Higher than Heaven" (ab 7. April erhältlich). Über die neue Musik sprechen wir natürlich auch. Die Britin – der ein enges Verhältnis zu den Royals nachgesagt wird, sie trat schließlich auf der Hochzeit von Prinz William und Catherine, Princess of Wales, auf – lässt sich aber auch auf alle anderen Themen ein, die ihr am Herzen liegen. Dazu gehört ihr Sohn, der 2021 geboren wurde, genauso wie unsere Umwelt, für die sie sich leidenschaftlich einsetzt. Auch ihre Panikattacken sind kein Tabu, sie möchte mit dem Stigma brechen.

Ellie Goulding im GALA-Interview

GALA: Wie würdest du den Vibe deines Albums jemandem beschreiben, der noch nicht reingehört hat?
Ellie Goulding: Euphorisch, ätherisch, aber kraftvoll. Disco, aber fast schon auf eine außerirdische Weise. Viele unterschiedliche Einflüsse wie Beyoncé und the weeknd.

Was macht es so anders im Vergleich zu den anderen Alben?
Es ist sehr gegensätzlich zu meinem letzten Album "Brightest Blue“. Es ist nicht so ein intimes, persönliches Album. Es ist eher, wie eine Rolle zu spielen, jemanden, der verliebt ist und strahlt. Es kommt ganz sicher auch wieder etwas Persönlicheres von mir, aber dieses Album soll für Spaß und Eskapismus stehen. Was natürlich auch mit der Dunkelheit und dem Lockdown während der Coronapandemie zu tun hatte.

Auch für uns fühlt sich das Album kraftvoll, positiv und groovy an, perfekt, um damit auf Tour zu gehen, oder?
Auf jeden Fall, darauf freue ich mich schon – mit dem Sound zu experimentieren und eine richtige Show daraus zu machen. Das fehlte mir bei "Brightest Blue“, da war alles viel reduzierter. Hier können wir so viel ausprobieren bei den Instrumenten und Gesangsparts, es könnte eine ganz große Show werden.

Du hast eben gesagt, dass das hier nicht dein persönlichstes Album war, welches war das dann?
"Halcyon“. Oh Gott ja, es war traurig, ich habe es direkt nach einer Trennung geschrieben. Schmerzhaft, ein richtig schmerzhafter Ausbruch. Aber es war auch eine Trennung, bei der jemand anderes involviert war kurz danach. Es war also bittersüß und eine sehr melancholische Zeit. Aber meine Alben reflektieren immer, wie ich mich zu der Zeit gefühlt habe.

Man sagt ja, dass Künstler:innen die besten Songs schreiben, wenn es ihnen am schlechtesten geht. Stimmt das?
Ja, Leiden bringt immer extreme Gefühle hervor und es ist so ein Automatismus, dass man diese Gefühle in die besten Lyrics transportieren kann. Man legt die Filter ab und überlegt nicht, was man schreiben könnte, man schreibt es einfach, man ist komplett ehrlich. Und wenn man das mit guter Musik kombiniert, dann hat man einen Hit, den Leute lieben, weil er musikalisch gut und dazu noch persönlich ist.

Du hast auch Songs auf deinem neuen Album, die ganz schön sexy Lyrics haben. Fällt es dir schwer, diese Texte mit der Öffentlichkeit zu teilen?
Nein, weil es ein bisschen wie Schauspiel ist, ich überlege mir diesen Plot und schreibe dann den Song aus der Perspektive. Ich schreibe auch gerne über Dinge, die mir selbst so gar nicht passieren, aber in die ich mich hineinversetze. Und es ist auch befreiend, keine Tabus zu haben, auch aus Frauensicht.

Du hast in der Vergangenheit schon öfter über deine mentale Gesundheit gesprochen, auch über deine Panikattacken. Wie geht es dir heute?
Heute ist es nicht so schlimm. Ich schaue einfach von Tag zu Tag. Manche Tage sind schlimm, andere dann okay. Ich versuche, immer innezuhalten und zu checken, wie es mir geht. Es ist ja nichts, was ich an einem Tag lösen kann. Es ist real, es braucht Zeit und Geduld und ich glaube, es wird besser. Wenn ich gut schlafe, ausgewogen esse und nicht ständig an meinem Handy bin, dann ist es besser.

Eine der neuen Singles heißt “Like a Saviour“. Wer oder was ist dein Retter?
Schlaf ist mein bester Freund. Wenn man gut schläft, läuft der ganze Tag anders. Ich bin dankbar für mein Bett, es lädt meine Akkus auf, sodass ich Sport machen kann und meinen Tag bestreiten kann. Ohne Schlaf ist Game Over. Mein Sohn bringt mir auch so viel Freude und Glück. Es macht so viel Spaß, ihn aufwachsen zu sehen, dafür bin ich dankbar.

Du hast Sport grade schon erwähnt, du bist Läuferin, hast mal geboxt. Wie ist deine aktuelle Sportroutine?
Im Moment mache ich es ein bisschen anders, ich will meinen Körper nicht zu sehr in den Alarmmodus versetzen, deshalb mache ich grade keine extremen Übungen, das kann mich triggern, wenn all die Stresshormone freigesetzt werden. Wenn es einem gut geht – super. Aber wenn du ängstlich bist, dann sei lieber vorsichtig. Ich mache im Moment lieber Yoga, Stretching und Spaziergänge, manchmal habe ich Lust auf Läufe oder Krafttraining. Boxing habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber ich vermisse es.

Du nutzt Social Media nicht nur, um dein Privatleben zu zeigen, sondern auch, um auf Missstände wie etwa die Klimakrise aufmerksam zu machen. Warum ist dir das so wichtig?
Ich verstehe nicht, warum die Natur nicht allen Menschen am Herzen liegen kann. Sie gibt uns alles und wir hängen davon ab. Wir zerstören unseren Lebensraum. Ich mache mich für unseren Planeten stark, weil unser Planet keine Stimme hat und nicht protestieren kann, wie sehr wir ihn missbrauchen. Und wir brauchen ihn für unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder. Ich kann nachts nur noch gut schlafen, wenn die Politik und die Entscheidenden ihren Job machen und sich um die Zukunft kümmern und die Natur schützen. Und das passiert leider noch nicht. Wir brauchen bessere Führung, mutigere Führung.

Hat Mutterschaft deinen Blick darauf auch nochmal verändert?
Ja, ich bin verzweifelter, seitdem ich einen Sohn habe. Man denkt an ihre Zukunft und dass die Kinder vielleicht Dinge nur noch aus Büchern kennen werden, nicht aus dem echten Leben. Es gibt so viele Spezies, die in den nächsten 100 Jahren aussterben, das will ich nicht für meinen Sohn und nicht für seine Generation. Das macht mich wütend.

Was für weitere Werte würdest du gern an deinen Sohn weitergeben?
Ich hoffe, er wird musikalisch, aber ich glaube schon. Ich hoffe, er wird achtsam, mit anderen und auch mit der Natur. Und dass er feinfühlig ist. Aber das sehe ich schon. Er ist sehr lieb zu Tieren. Und er ist sehr unabhängig, so wie ich. Und ich hoffe auch, dass Social Media ihn nicht zu sehr beeinflussen wird – sofern man das so sagen kann. Mit Social Media sieht man die Welt durch eine Linse, nicht durch die eigenen Augen. Ich glaube das hat einen Effekt auf die mentale Gesundheit. Man kann nicht alles beeinflussen, ich kann nur gute Ratschläge und ganz viel Liebe mitgeben.

Hat Muttersein auch dein Verhältnis zu Musik verändert?
Nicht so sehr, auch wenn ich glaube, dass ich irgendwann an den Punkt kommen werden, darüber zu schreiben. Jetzt möchte ich erstmal noch Musik machen, die ich gerne performe und mit der ich gerne auf Tournee gehe für ein paar Jahre. Aber Mutter sein verändert dich sehr und es verändert alles im Leben. Also natürlich wird sich das auch in meiner Musik widerspiegeln. Aber noch möchte ich dem entfliehen und auf der Bühne tanzen.

Die Pandemie hat unsere Leben die letzten drei Jahre sehr beeinflusst. Wie war es bei dir?
Mir ist klar geworden, wie gerne ich live performe, wie viel ich dort rauslassen kann. Mit der Pandemie hörte das schlagartig auf und meine Angstattacken sind stärker geworden und dann ein Kind zu kriegen, schießt dich in eine ganz andere Dimension der Angst. Es ist nicht normal, weggesperrt zu werden. Ich glaube, wir sind auf dem Weg zurück in die Normalität, auch wenn sich vieles seitdem anders anfühlt. Vielleicht wird auch einiges besser.

Prinz William, Catherine. Princess of Wales und Ellie Goulding
Prinz William, Catherine. Princess of Wales und Ellie Goulding im Dezember 2022
© PR

Du hast erst vor ein paar Wochen einen Songwriting Award gewonnen. Warum ist der so besonders für dich?
Es ist eine Anerkennung für mein Songwriting als Kunst – so etwas habe ich noch nie bekommen. Ich bin eher eine Künstlerin, die nicht so viele Awards bekommen hat und auch selten nominiert ist. Ich habe mit meiner genreübergreifenden Musik oft nicht in spezielle Kategorien wie "Beste Popmusik“ gepasst, dieser Award hat nun mein Schreiben honoriert.

Ganz andere Frage. Du hast eine sehr spezielle Beziehung zu den britischen Royals, hast sogar auf der Hochzeit von Prinz William und Catherine, Princess of Wales gesungen. Wie hat dich der Tod der Queen als Britin getroffen?
Es war ein einschneidendes Ereignis für alle Briten und auch auf der Welt. Es fühlt sich merkwürdig an, ohne sie, wir vermissen sie alle, wir kannten es ja nie anders. Sie war immer eine Ikone und ein wunderbares Beispiel, wie man seinen Job stoisch und brillant machen kann. Ihre Outfits, ihr Sinn für Humor. Aber ihr Erbe wird weiterleben, sie hat viele großartige Dinge gemacht, für Großbritannien und auch für das Commonwealth.

Gala

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