Der rote Streifen auf ihrer weißen Hose darf durchaus als ein Zeichen von monegassischem Nationalstolz gewertet werden. Aber alles andere an Fürstin Charlène, 38, drückt an diesem Sonntag aus, dass sie am liebsten ganz woanders wäre. Mit unbeweglichem Gesichtsausdruck verfolgt sie das Grand-Prix-Rennen im Fürstentum. Und auch, als Lewis Hamilton schließlich jubelnd den Siegerpokal in die Luft wirft, verzieht sie keine Miene.
Wilde Jachtparty
Was für ein Gegensatz zu dem Bild, das die Fürstin am Vorabend abgab, als sie gemeinsam mit Ehemann Albert, 58, eine Jachtparty im Hafen von Monte-Carlo besuchte! Mittelpunkt der feuchtfröhlichen Sause, das konnte jeder vom Kai aus sehen, war eindeutig Charlène. In dem signalroten Ensemble, das sie zuvor bei der Begrüßung der Formel-1-Fahrer im Palast getragen hatte, sorgte die Ex-Schwimm-Olympionikin für Stimmung. Trank Bier aus der Flasche, riss beim Tanzen die Arme hoch und fiel Albert immer wieder lachend um den Hals, um ihn zu küssen. Eine Fürstin außer Rand und Band.
Sie schwänzt Termine
Eher unkonventionell interpretiert die in Simbabwe Geborene ihre Rolle als Landesmutter, so könnte man es vorsichtig formulieren. Bei offiziellen Anlässen verfällt sie – auch noch fünf Jahre nach der Hochzeit – regelmäßig in eine Art Schockstarre. Oder aber sie taucht gar nicht erst auf. So wie beim diesjährigen monegassischen Zirkusfestival im Januar, beim Rosenball im März oder zuletzt beim 70. Geburtstag von König Carl Gustaf von Schweden. Wenn es ums Repräsentieren geht, ist Albert meist allein unterwegs. Oder er lässt sich, wie in den langen Jahren als Junggeselle, von seinen Schwestern begleiten. Erst vergangene Woche war es Prinzessin Caroline, 59, die gemeinsam mit Albert das Fronleichnamsgebet im Innenhof des Palastes abhielt.
An diesem Projekt hängt ihr Herz
"Ich werde es auf meine Art machen", hatte Charlène kurz nach ihrer Hochzeit auf die Frage geantwortet, wie sie die Rolle der Fürstin ausfüllen wolle. Diese "Drohung" – so muss der Satz in den Ohren des Establishments geklungen haben – hat sie wahr gemacht. Sie blüht immer dann auf, wenn es um ihre Herzensangelegenheit geht, das Schwimmen. Wie neulich, als sie für ihre Stiftung allein nach Kalifornien reiste. Das einzige Zugeständnis an ihre Rolle als Fürstin: ihre meist den ganzen Körper verhüllenden Neoprenanzüge. Alle Versuche, Charlène in das Korsett der staatstragenden First Lady zu pressen, sind mehr oder minder fehlgeschlagen.
Lieber Zorro als Prinzessin
Immer wieder hat Albert Vertraute gebeten, seine Frau unter ihre Fittiche zu nehmen und ihr das Leben am Hof schmackhaft zu machen. Vergeblich. Die Rolle der seriösen Landesmutter mit Schreibtisch, Tiara und großer Robe passt ihr einfach nicht. Schon als kleines Mädchen habe sie sich nie als Prinzessin verkleidet, sondern viel lieber als Zorro, erklärte Charlène einmal freimütig in einem Interview.
Dazu passt, dass sie sich kürzlich von ihrem Lieblingsfotografen Christopher Morris barfuß und mit einer Art Nachthemd bekleidet auf Roc Agel, dem französischen Urlaubsdomizil der Grimaldis, ablichten ließ. Nach dem Motto: Ich bin so frei!
Warum lässt Albert seine Frau gewähren?
Auch wenn das Fürstenpaar in der Öffentlichkeit oft steif wirkt – das Verhältnis zwischen den Eheleuten ist besser als viele vermuten. Oft schon hat der Fürst betont, was für eine tolle Mutter Charlène sei. Dass sie viel Zeit mit den Zwillingen Jacques und Gabriella, 1, am Strand von Korsika verbringt, wo die Familie ein Anwesen gemietet hat, nimmt er offenbar in Kauf. Fest steht: Seit die Kinder zur Welt kamen, ist ein großer Druck von dem Paar gewichen. Der lang ersehnte Thronfolger ist da und Charlènes dringlichste Aufgabe damit erledigt – so merkwürdig das klingt.
Warum sollte sie mehr Zeit im beengend kleinen Fürstentum verbringen als nötig? Gibt es dort doch nur wenige Menschen, denen sie wirklich vertraut. Mit ihren Schwägerinnen Prinzessin Caroline und Prinzessin Stéphanie lag sie von Anfang an im Clinch. Und auch bei den Angestellten wittert sie immer wieder Verrat.
Team Charlène
Obwohl Albert schon mehrere enge Mitarbeiter wie den Protokollchef und die Pressechefin ausgewechselt hat, hat sich Charlène nun ihre persönliche Entourage zusammengestellt. Äußerst ungewöhnlich: Nicht Hofsprecher Nicolas Saussier ist für die Belange der Fürstin zuständig, sondern Lotfi Maktouf; ein anderer Vertrauter ist der Pfarrer William McCandless. Auch Charlènes Vorgängerin, LeinwandIkone Gracia Patricia, vertraute damals ihre Sorgen und Gedanken einem Geistlichen an. Das dürfte aber auch schon das Einzige sein, das sich die Sportlerin von ihrer legendären Schwiegermutter abgeguckt hat …