Es ist gar nicht so, als ob Brad Pitt nie harte Rollen gespielt hätte. "Fight Club", "Sieben" und "Mr. & Mrs. Smith" heißen einige der Gegenbeweise. Und doch wird er mehr allgemein mehr als der Sanfte wahrgenommen ("Der seltsame Fall des Benjamin Button", "Rendezvous mit Joe Black"), der Bedachte ("Babel"), oder wenigstens der lässige Lebemann (Oceans' 11-13). Vielleicht passiert das, wenn man mit einer anerkannten Actionheroine wie Angelina Jolie zusammenlebt. Bei der komischerweise meist vergessen wird, dass sie auch ernste Rollen ohne Schußwaffen spielt.
In dem Gangsterdrama "Killing Them Softly" darf jedenfalls Brad Pitt wieder eine Waffe in die Hand nehmen - er ist der Auftragskiller Jackie Cogan, der von der Mafia auf zwei Kleingangster angesetzt wird, die ein Pokerturnier des Veranstalters Markie Trattman (Ray Liotta) überfallen haben. Doch im Laufe eines Hin- und Hers aus Ganoven und Hintermännern tauchen weitere Beteiligte auf, andere lassen ihr Leben. Der Regisseur Andrew Dominik, der mit Pitt schon bei dem großartigen Werk "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" zusammenarbeitete, verleiht seinem Film eine ordentliche Portion "Film Noir"-Attitüde.
Die Dialoge sind pointiert (Basis des Films ist ein Roman von George V. Higgins), die Lautstärke meist zurückhaltend und die politische Stellungnahme deutlich: "America is not a country. America is a business.", stellt die Hauptfigur Corgan während seines Jobs fest. Der Film zeigt die düstere Dimension von "God's own country" und dem amerikanischen Turbokapitalismus, Leben und Leiden der Bewohner und dazu eine Art von roher, realer Gewalt, die tief erschüttert und in Hollywoods Werken sonst nur selten Platz findet. Die Kritker jubelten, das US-Publikum blieb zurückhaltend: In seiner Startwoche erreichte der durchaus gut beworbene Thriller im Herbst 2012 nur Platz Sieben der Kinocharts, in Deutschland verfehlte er komplett die Top 10.
Bei den Filmfestspielen von Cannes 2012 wurde der Film mit Lob bedacht, Dominik für eine Palme nominiert.
Die Stars
Brad Pitt macht seine Sache gut und ist ganz klar das publikumswirksame Vehikel des Films. James Gandolfini hat eine großartige Rolle als zweiter Killer. Die restlichen Rollen sind, mal angesehen von Ray Liottas Pokerveranstalter, mit Darstellern aus der zweiten und dritten Reihe besetzt: Scoot McNairy und Sam Shepard beispielweise.
Das Fazit
Brad Pitt betont in Interviews, er wolle in seinen Rollen nicht immer das gleiche reproduzieren, sondern neue Erfahrungen machen. Offenbar sind seine Zuschauer da etwas skeptischer. Zu Unrecht - denn dieser Film ist eine kleine, raue Thrillerperle, die nur manchmal von den Mechanismen von Mainstream-Streifen berührt ist. Vielleicht wagen sich an die DVD mehr Filmfans heran, "Killing Them Softly" hätte es verdient.