Der Begriff "Look One" ist ein Codewort der Modebranche.
Jenes Outfit, das als Erstes bei einer Show gezeigt wird, steht für die wichtigste Kollektionsaussage eines Designers. Vorgeführt wird "Look One" daher vom stilprägendsten Model.

Während der Mailänder Männermodewoche ruhten alle Augen auf Kim-Fabian von Dall'Armi. Der 20-jährige Hamburger zeigte „Look One“ nicht bei irgendeiner Präsentation, sondern bei Prada, einer der wegweisendsten Marken. Ein Raketenstart: Die hippsten Magazine buchen ihn seitdem für Shootings. Angeblich wird er auch das Gesicht der nächsten Prada-Kampagne. "Das ging krass fix", sagt der so Gehypte bei einem Kaffee mit Gala. Kim trägt eine enge Hose mit Paisley-Muster, dazu ein Sweat-shirt. Seine Fingernägel sind dreckig. Vor ein paar Stunden hat er mit Kumpels Äste gestutzt.
Seinen Model-Job nimmt Kim nicht zu wichtig, wollte eigentlich sogar schon damit aufhören, weil es sich nicht lohnte. Doch dann rief Prada bei seiner Agentur Promod an. Ohne den Waldorfschüler je gesehen zu haben, buchte Miuccia Prada ihn für "Look One". Eine absolute Ausnahme in der Branche, für Kim aber kein Grund abzuheben.

"Ich sehe das alles als Feldstudie", erklärt er. "Ich schaue mir das ganze System einmal an. Es ist interessant zu verfolgen, wie die Menschen in der Modeszene miteinander umgehen. Vor allem interessiert mich, wie sie an einen kreativen Prozess herangehen. Das finde ich unglaublich spannend." Nach dem Abitur möchte er an der Kunsthochschule studieren, das passt.
Auch am Gymnasium bewies Kim seine Kreativität, war Chefredakteur der Schülerzeitung, entwickelte für den Hamburger Senat Konzepte für alternative Lernprojekte.
Mit seinen Freunden, die mit ihm ein "abgerocktes Haus" am Stadtrand bewohnen, diskutiert er über soziale Phänomene, nicht über Hosenlängen. Mit Fashion hat dort nämlich niemand etwas am Hut. Sein Umfeld sorgt dafür, dass Kim-Fabian von Dall'Armi auf dem Boden bleibt - und weiterhin ihr persönlicher "Kumpel One" ist.
Markus Luft