Es erinnert an die Geschichte von Dädalus und Ikarus, was sich gerade in der Modeindustrie abspielt. Victoria's Secret, das Unterwäschelabel mit den weltberühmten Engeln, hat sich gehörig die Flügel verbrannt. Zu sexy, zu frauenfeindlich, zu wenig zeitgemäß wirkt die Marke in Zeiten von #meetoo und Time's Up - und hinter den Kulissen soll es noch schlimmer zugehen.
100 Models unterzeichnen einen offenen Brief
Mit einem offenen Brief, der am Dienstag (6. August) an den CEO des Unternehmens verschickt wurde, klagen über 100 Models die Firma und deren Mitarbeiter an, sich des sexuellen Fehlverhaltens schuldig gemacht zu haben und fordern umgehende Maßnahmen. Darunter finden sich Branchengrößen wie Karen Elson, Edie Campbell, Iskra Lawrence, Christy Turlington Burns, Carolyn Murphy und sogar Ex-Engel Doutzen Kroes.
Mehrere Fotografen - Timur Emek, David Bellemere und Greg Kadel werden namentlich genannt - sollen während ihrer Arbeitsaufträge von Victoria's Secret Models unangemessen behandelt haben. Aufgesetzt wurde der Brief von "Model Alliance", einer Non-Profit-Organisation. Sie fordert Modefirmen auf, an ihrem 2018 gegründeten "Respect Programme" teilzunehmen, das die Rechte von Models stärkt und ihr Arbeitsumfeld sicherer machen soll.
Victoria's Secret strauchelt seit Jahren
Der offene Brief scheint der neue Tiefpunkt im seit Jahren andauernden Sinkflug des einstigen Branchenriesen zu sein. Erstmals wird es 2019 keine Fashion Show im TV geben, wie ein internes Memo des Unternehmens im Mai 2019 laut "CNBC" verrät. Model Shanina Shaik plauderte sogar aus, dass die Show gänzlich gecancelt wurde.
Nachdem 2018 bereits 30 Stores von Victoria's Secret geschlossen wurden, sind es in diesem Jahr erheblich mehr: Im Februar 2019 verkündete der Mutterkonzern L Brands die Schließung von 53 Filialen. Laut CFO Stuart Burgdoerfer sei dies in der allgemeinen Performance der Marke begründet, die die Erwartungen nicht erfüllt und Jahr für Jahr sinkende Umsatzzahlen erzielt, so "usatoday.com".

Mehr Diversity soll das Untenehmen jetzt retten
Das Jahr 2019 ist ein dunkles Jahr für das Wäschlabel Victoria's Secret. Erst der offene Brief ehemaliger Models, in dem sie dem Unternehmen sexuelles Fehlverhalten vorwerfen, dann die gecancelte Modenschau – es scheint fast so, als könnte sich das Unternehmen von dem Skandal nicht mehr erholen. Ein letzter Rettungsversuch soll nun das Image wieder aufbessern. Ähnlich, wie das Konkurrenzlabel SAVAGE X FENTY, setzt Victoria's Secret jetzt auf mehr Diversity bei den Models. Zum einen haben sie mit Valentina Sampaio einen Schritt auf die LGBTQ-Community zu gemacht und das erste Transgender-Model bei Victoria Secret verpflichtet und haben in Kooperation mit der britischen Dessous-Linie Bluebella die erste Unterwäschen-Kampagne mit einem Plus-Size-Model in der Geschichte des Unternehmens veröffentlicht.
Ob die Änderungen die gewünschten Erfolge für das Unternehmen bringen werden, ist fraglich. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass ein weiteres Label sich dazu entscheidet realistischere Bilder von Frauen zu zeigen und damit den Druck nach Perfektion auf Frauen und Mädchen senkt.
Verwendete Quellen: harpersbazaar.com, cnbc.com, suedeutsche.de, usatoday.com, vogue.de