Wer die Bilder der 66. Berlinale im Netz verfolgt, sieht strahlende Menschen in schönen –und ja - manchmal auch weniger schönen Roben. In einer gefühlten Nanosekunde entscheiden wir über über "toll" oder "naja", ganz schön grausam, bedenkt man, wie viel Zeit mit der Organisation des Traumkleides und Hair & Make-up für so einen Kodak-Moment investiert wird. Gewiss könnte ich mich über das Schlangenprint-Kleid von der Ikone und Jury-Präsidentin Meryl Streep auslassen und über den Glitzer-Gold-Fummel nebst Hausfrauenfrisur der wunderbaren Martina Gedeck.
Haltung liegt im Trend
Mit dem Auftritt George Clooneys und seiner Frau Amal auf dem roten Teppich und dem Besuch bei Angela Merkel wurde die diesjährige Berlinale mit einem vollkommen neuen Dresscode eröffnet. George Clooney leistet sich den besten Anzug, den ein Mann tragen kann – und zwar eine Haltung! Die Flüchtlingspolitik der deutschen Regierung wird von vielen einflussreichen Leuten in den USA sehr bewundert. Diese Tatsache kommentierte auch Maria Furtwängler auf dem roten Teppich und bewies Courage. Maria Furtwänglers Kleid von Talbot Runhof war sozusagen der Stoff zum guten Stil und der Haltung der Schauspielerin.
Deutschland beweist Haltung und nie zuvor sah ich am Eröffnungstag so viel deutsches Design über den roten Teppich flanieren. Toni Garn in Boss, Iris Berben in Escada und die übercoole Heike Makatsch in – was sonst – Lala Berlin. Auch Entwürfe von Kilian Kerner und David Tomaszewski habe ich gesehen. Deutschland bekommt, dank George und Angie, echten Hipster-Faktor – und das kann auch eine Chance für deutsches Design bedeuten.
Deutsches Design für den Red Carpet
Beim "Ladies Lunch" von Vogue und La Prairie im Hotel Adlon war es das Lieblingsthema von Chefredakteurin Christiane Arp, sie zeigt seit vergangener Saison ihre Schützlinge des "Deutschen Modesalons" in den ehrwürdigen Hallen der Deutschen Botschaft in Paris, ein kultureller Schulterschluss zwischen Mode und Politik.

Auf der "Berlin Opening Night" im Hotel Stue wurde am Donnerstagabend (11. Februar) viel Inszenierung geboten. Gewiss, man sah viel Schwarz, aber es gab auch Schauspielerinnen wie Aylin Tezel, die in verführerisch-brandheißem Rot Regisseur Sönke Wortmann begeisterte. Oder wie Anne Meyer-Minnemann (GALA), die mit ihrer perfekten, zweiten Lederhaut und Taillengürtel an der Seite von Co-Gastgeber Nico Hofmann (UFA) strahlte. Der ultraweite weiße "Max Mara"-Anzug meiner Freundin Julia Malik sorgte für Red -Carpet-Chaos (er ist nur zum Stehen – nicht zum Gehen!). Das schulterfreie "Stella McCartney"-Vasen-Kleid von Marie Bäumer sorgte allenthalben für Schnappatmung. Beeindruckt war ich vom Bibo-gelben H&M(!)-Spitzenkleid an Model Eva Padberg – manche Frauen sehen eben auch in vergleichsweise günstiger Mode erstklassig gut aus.

Am zweiten Abend der Berlinale entschied ich mich gegen alle VIP-Events. Ich blieb bei meiner Freundin Nicole, die mit Freunden ihren Geburtstag im Borchardts feierte. Freundschaft toppt eben immer Fashion.
Stay tuned,
eure Sue