Schwedens Königsfamilie im Babyglück: Als vergangene Woche Prinz AlexanderErik Hubertus Bertil das Licht der Welt erblickte, sah ich den royalen Geschenkeberg förmlich vor mir. Ob der Junior wohl gleich ein eigenes Wappen bekommt oder ein Pony, was in der gleichen Nacht geboren wurde? Oder gibt es diesen Sozialkitsch nur auf Tara im Filmklassiker "Vom Winde verweht"? Irgendwie dreht man doch komplett durch, wenn das erste Kind geboren wird.
Als vor wenigen Monaten meine Nichte Florentine in München zur Welt kam, war ich überglücklich und meine Style-Hormone lagen in den Wehen. Ein Mädchen mit dichtem Haar! Ein Monchhichi! Hach, wie gut, dass ich mich noch nicht von den Kaschmir-Strampelanzügen meiner Kinder trennen konnte. Den Teddys und Puppen wieder aus-und abgezogen sind sie am lebendigen Objekt doch viel schöner zu bestaunen und anzufassen. Aber auch ein adäquates Geburtsgeschenk musste noch besorgt werden und von mir wird natürlich was Besonderes erwartet.
Kinder als Luxuszielgruppe
Nicht etwa der silberne Beißring von Tiffany, der auch bei uns nur in der Erinnerungs-Kiste landete oder die handbestickten Windeln von einem Pariser Traditionslabel – ein Geschenk einer asiatischen Freundin meiner Schwägerin. Eine übergroße Chanel-Minnie-Mouse von einem Geschäftspartner aus Fernost oder Monogramm-Strampler von einer Closed-Designerin. Ich könnte ein Buch füllen mit Fotos und Erinnerungen, was meine drei Kinder zur Geburt alles bekommen haben. Besonders gut meinte es Patenonkel Hans, der meinen Sohn mit Trompete, Pups-Spray und diversen Wurfgeschossgeräten beglückte und mir damit den letzten Nerv raubte.
Aber zurück zum schwedischen Mini-Prinzen. Ob Karl Lagerfeld wohl handsignierte Windeln von Chanel schickt und Miuccia Prada die kleinste Mini–It-Bag Europas? Die PR-Abteilung von Dior spendiert bestimmt etwas von Baby Dior und Christopher Bailey angelt etwas direkt vom Burberry-Laufsteg für das jüngste Königskind. Es soll ja sogar Marken geben, die nur noch mit der Produktion von Kinderkollektionen überleben oder wahrgenommen werden. Ein Volltreffer, wenn beides funktioniert und so der kleine Hosenscheißer schon früh das Markenbewusstsein konditioniert bekommt.
Nur das Beste für die Kinder
Bei unglaublichen 2,7 Milliarden Euro liegt der Bekleidungsumsatz für Kindermode in Deutschland, denn für die Minis ist das Beste offenbar gerade gut genug. Kinder als Statussymbol? Ja, das ist ein alter Hut, aber wo fängt es an, besorgniserregend verschwenderisch zu werden? Dazu fällt mir der Satz einer Prominenten ein: "Unser Kind ist jetzt Teil unserer Familie – warum soll es weniger bekommen als wir?" So kann man es natürlich auch sehen.
Meine Schwester hat von ihren Freundinnen einen rosafarbenen Burberry-Pullover für Flori bekommen. Der wird natürlich nur bei besonderen Anlässen als Ausgehgarnitur eingesetzt. Das finde ich völlig in Ordnung, schließlich überlebt das gute Stück - wenn's hochkommt - gerade mal drei Stunden. Die Frage ist ja bei all den Designer-Goodies: Was suchen sich die Kleinen später selbst als Lieblingsstück aus? Bei meiner Großen war es ein Kissen als Schaf und meine Mittlere verliebte sich unsterblich in Shrek – ein giftgrünes Polyacryl-Monster, direkt wegadoptiert von der Schießbude. Ich liebte und lebte in meinem buntgeringelten, selbstgehäkelten Hippierock, den meine Omi mit Wollresten jedes Jahr verlängern musste. Was wohl der kleine Alexander aus seinem Geschenkeberg auserwählt?

Florentine haben wir übrigens ein graviertes Medaillon in Rotgold mit ihrem Namen und Geburtsdatum geschenkt, ein Präsent für eine echte Prinzessin. Das wird sie in etwa zwölf Jahren ausführen und die Jungen in ihrer Klasse dürfen es bewundern. Volltreffer, würde ich sagen.
Stay tuned,
eure Sue