Wie mag ein Chef drauf sein
, der im Konferenzraum einen roten Button mit der Aufschrift "Kill all" hat anbringen lassen? Vermutlich anders als die anderen. Dieser Ruf jedenfalls eilt Renzo Rosso, 55, voraus, dem Gründer des Labels Diesel. Der bekennende Nicht-Anzugträger setzt neben seine Unterschrift immer ein "enjoy", trägt seine Initialen auf Mittel- und Ringfinger, nennt seinen Privatjet "RR-Rapid Racer" und sein Bio-Landgut "Diesel Farm".

Die Firmenzentrale liegt im norditalienischen Örtchen Breganze und heißt "Diesel Village" - das ergibt Sinn, weil er außer Büros auch gleich einen Kindergarten, ein Restaurant und ein Fitnessstudio bauen ließ. Zwei Fußballfelder und einen Park gibt es außerdem.
Im Konferenzraum wird es unruhig: Renzo Rosso ist im Anflug, heißt es. Dann fegt er herein - graue Wuschelfrisur, hellblaue Augen, Jeans, Shirt, Lederjacke -, grüßt nach allen Seiten mit "Buon giorno" und wirft sich in einen der dunklen Ledersessel. Er will offensichtlich keine Zeit verlieren.
Herr Rosso, sind Sie ein einfacher Chef?
Ich mag es, Dinge immer wieder zu diskutieren. Ich bin schwer zufriedenzustellen, ein Perfektionist eben. Ich will immer alles besser machen und ändere ständig an allem herum. Ich glaube, meine Leute halten mich für etwas verrückt.

Was macht Ihnen richtig schlechte Laune?
Wenn ich noch einmal erklären muss, warum meine Marke Diesel heißt …
… weil der Name international funktioniert, okay. Dass Diesel so oft kopiert wird, regt Sie nicht auf?
Es ist ein bisschen paradox, aber wenn uns keiner mehr kopiert, sind wir wohl nicht mehr cool genug.
Klingt entspannt
… Ich bin kein Buddhist. Aber ein Fan des Dalai Lama. Man kann ihm jeden Bullshit zeigen - er findet immer einen positiven Aspekt.

Sie haben Viktor & Rolf, Dsquared, Maison Martin Margiela, Vivienne Westwood und Marc Jacobs Menswear gekauft - wollen Sie LVMH, dem Imperium von Bernard Arnault, Konkurrenz machen?
Mein Traum ist es, die größte italienische Modegruppe aufzubauen, die frischeste und modernste, die es gibt. Ich bin sehr wichtig für Italien, besonders für die jungen Menschen hier. Wenn ich in die Disco gehe, wollen mir immer alle die Hand schütteln.
Wie erklären Sie sich das?
Ich bin jung im Kopf. Und ich habe sechs Kinder im Alter von 33 bis 8 Jahren. Ich beobachte sie genau, wie sie sich geben, sich kleiden. Wenn ich ihnen schreibe, dann in der Facebook-Sprache. Wenn man nicht im Internet lebt, lebt man heute gar nicht. Auf Facebook habe ich jeden Tag 100 neue Freude, alle schreiben tolle Sachen und bedanken sich, wenn ich sie geaddet habe.
Was raten Sie den Jungen für die Zukunft?
Das Gleiche wie meinen Mitarbeitern. Wir müssen mehr miteinander reden. Kriege gibt es nur, weil nicht genug geredet wird. Kristin Bock