"Schwarz verkauft schlecht."
Drei kleine Worte, die Karriereträume platzen lassen können. Ein Satz, den Chefredakteure internationaler Modemagazine immer wieder sagen, weil dunkelhäutige Models auf dem Cover angeblich zu wenig Auflage machen.
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Gefragt seien hellhäutige Frauen, gewünscht sei der westeuropäische Typ. Manche dieser Chefs schieben dann noch entschuldigend nach: "Ich würde ja gern, aber die Leserin will es nicht." An dieser These muss man jetzt ernsthaft zweifeln: Ausgerechnet die "Black Issue" der italienischen "Vogue" verkaufte sich nämlich überdurchschnittlich gut. In Mailand, dem Sitz der Redaktion, heißt es, die Ausgabe sei an vielen Kiosken im Handumdrehen ausverkauft gewesen.
Chefredakteurin Franca Sozzani, neben US-"Vogue"-Chefin Anna Wintour eine der einflussreichsten Fashion-Frauen, ließ gleich vier unterschiedliche Cover mit schwarzen Models – zum Beispiel Naomi Campbell – drucken. Zudem waren alle Modestrecken mit afrikanischen oder afroamerikanischen Frauen produziert worden, und alle Geschichten drehten sich um das Leben Dunkelhäutiger. Steven Meisel, der weltweit zu den führenden Modefotografen gehört, verantwortete das Cover-Shooting und betrachtete das Projekt "Black Issue" als eine Herzensangelegenheit: "Ich finde die Diskriminierung fürchterlich. Es ist verrückt, dass wir in solch einer engstirnigen Welt leben."

Hat sich seit den Sechzigerjahren in der Modewelt also nichts verändert? Damals sorgte Yves Saint Laurent für einen Skandal, als er zum ersten Mal schwarze Models über den Laufsteg schreiten ließ.

Bis heute blieb es die Ausnahme, dass Dunkelhäutige gebucht werden. Beispielsweise ist Saint Laurent das einzige große Luxus-Haus, das in diesem Herbst mit Naomi Campbell zusammenarbeitet. "Der Modehimmel ist weiß!", beschwerte diese sich. Schwarz ist er meistens nur dann, wenn eine Kollektion von Afrika inspiriert wurde und eine "rassige Frau" gebraucht wird, dem Klischee folgend gern für Animal-Print-Kreationen.
Doch das soll sich jetzt ändern. Deutsche Firmen sehen sich als Vorreiter für die Multi-Kulti-Idee. So arbeitete "St.Emile" bereits in der Frühjahr-Sommer-Saison 2008 mit der Sudanesin Alek Wek; die Anzeigenserie wird im Herbst fortgesetzt. Auch "Blacky Dress" will Zeichen setzen: Das Berliner Label startet 2009 seine Kampagne "Colour for fashion". Ein Schritt in die richtige Richtung. Am Ziel ist die Branche aber erst, wenn es irgendwann gar nicht mehr auffällt, wie viele dunkelhäutige Models auf den Laufstegen in Mailand, Paris und New York zu sehen sind.