
Vor einem Jahr
prognostizierten Experten, dass die Wirtschaftskrise für leere Einkaufsstraßen sorgen würde. Viele Geschäfte würden schließen müssen. In Frankreich steht man derzeit bei Louis Vuitton wirklich vor verschlossenen Boutiquen. Doch nicht die Krise ist schuld. Im Gegenteil: Aus Angst, bis Weihnachten keine Produkte mehr auf Lager zu haben, schließen alle Läden der Luxusmarke eine Stunde früher.
Aufschwung! Boom! Kaufrausch! Unterhält man sich mit Geschäftsführern der Luxusmarken, hört man nur Positives. Prada, Cartier, Gucci - sie alle vermelden exorbitante Zuwachsraten. Besonders kauffreudig sind die Deutschen. "Unser CEO ist völlig überrascht, wie gut es hier läuft", verrät der Mitarbeiter einer italienischen Modemarke. "Deutschland ist nun in die Top 3 der wichtigsten Märkte aufgestiegen. Alle sehen, wie viel Geld hier zur Verfügung steht."

Vor allem Traditionsmarken, die für Qualität und Handwerk stehen, gehören zu den Gewinnern. Sie setzen konsequent auf Klassiker und erobern mit alten Werten neue Marktsegmente: "Der Grund für den diesjährigen Boom ist bei uns vor allem auf unser männliches Kundenklientel zurück zu führen", weiß Patricia Gandji, Managing Director Northern Europe bei Cartier.
Tradition erweckt Begehrlichkeiten, auch im großen Maßstab. Jetzt bekommt Hermès, ein Unternehmen, das sich mehrheitlich in Familienbesitz befindet, die Kauflust der Konkurrenz zu spüren. Gerade erklärte LVMH, der größte Luxuskonzern der Welt, man habe über Jahre hinweg im Stillen Anteile an Hermès gekauft und verfüge nun über 17 Prozent der Marke. Zukäufe nicht ausgeschlossen. Drahtzieher des Coups ist der Franzose Bernard Arnault. Bei einem geschätzten Vermögen von knapp 28 Milliarden Euro hat man eben andere Wünsche als eine neue Armbanduhr ...
