Es ist heiß, die Temperaturen liegen bei weit über 30 Grad. Die Schülerinnen der Werkrealschule in Horb-Altheim (Schwarzwald) greifen zu bauchfreien Tops und Hotpants. Eigentlich kein Problem, Deutschland ist kein allzu prüdes Land, sollte man denken. Der Schulleiterin und einigen Lehrer dieser Schule geht dieser Sommer-Look allerdings gehörig zu weit - sie sprechen prompt ein "Hotpants-Verbot" aus.
Berechtigt oder überzogen?
In dem Brief der Leiterin an die Eltern steht: "In letzter Zeit mussten wir gehäuft feststellen, dass Mädchen in der Werkrealschule sehr aufreizend gekleidet sind. Diese Entwicklung stimmt uns nachdenklich und wir haben entschlossen, dass wir an unserer Schule keine aufreizende Kleidung dulden wollen. Wer zu aufreizend gekleidet ist (zum Beispiel bauchfreies Shirt, Hotpants,…), der bekommt von der Schule ein großes T-Shirt gestellt, das er/sie bis Schultagsende anziehen muss."
Der Brief löste eine hitzige Internet-Debatte um das altbekannte Thema "Zu sexy für die Schule?" aus. Schülerinnen melden sich bei Twitter zu Wort. Ihnen geht es vor allem um die Degradierung ihrer Sexualität, um gesellschaftliche Werte und die Gleichstellung von Jungs und Mädchen. Twitter-Stimmen schreiben: "Wenn mir noch einmal jemand erklären will was ich als Frau tragen darf und was nicht werde ich fuchsteufelswild" #hotpantsverbot" oder "Anstatt ein Kleidungsstück zu verbieten, sollten Eltern ihren Jungs beibringen, dass der weibliche Körper kein Sexobjekt ist.#hotpantsverbot". Männliche User scherzen bereits: "Darf ich eigentlich meinen Bart offen zeigen, wenn er andere wuschig macht? #hotpantsverbot"
Heiße Debatte
Bereits 2013 brach durch die Feministin Anne Wizorek, 33, eine Sexismus-Debatte unter dem Titel #aufschrei aus. Auch jetzt meldet sie sich wieder klar und deutlich zu Wort:
Die Frage ist, welche Seite dieses Verbot schützen soll. Die Mädchen, die Jungs oder die Lehrer? Warum nun also dieses "Nackte-Haut-Verbot", wenn es an Baden-Württemsbergs Schulen doch keine Kleiderordnung gibt und auch eigentlich nicht geben sollte, wie es eine Sprecherin des Kultusministeriums vergangenen Donnerstag in Stuttgart bestätigt. Wahrscheinlich weil es keine Regel ohne Ausnahmen gibt und die findet sich schnell: Gefährden Hotpants den Schulfrieden – sprich schauen die Jungs eher auf die Beine der Mädchen denn an die Tafel – darf die Schule eingreifen. Aha. Wie genau man das nun feststellt, bleibt der Schule überlassen. leiben noch die Lehrer, die laut Aussage der Schulleiterin auch nicht ganz wegschauen konnten, ihre Schulleiterin nur scheinbar vorgeschickt haben, da sie selbst nicht wussten, wie sie das Thema ansprechen sollten.
Und das Ende vom Lied? Wenn die Lehrer ihre Aktion durchziehen, bleibt laut Rückmeldung im Internet zu vermuten, dass wohl künftig viele Schülerinnen in großen XXL-T-Shirts über den Schulhof laufen müssen.