Es ist keine Kunst, sein Aussehen zu ändern. Es ist auch keine Kunst, neue Musikstile zu erschließen. Sich selbst aber immer und immer wieder neu zu erfinden, Ängste abzulegen und irdische Dimensionen hinter sich zu lassen, ist eine Lebensleistung.
Es ist die hohe Kunst des David Bowie.
"Mode ist so unerträglich hässlich, dass wir sie alle Halbjahre ändern müssen", wusste schon Oscar Wilde. Ein wenig scheint es, als habe sich der als David Robert Jones geborene Musiker diesen Aphorismus als Lebensmotto gewählt. Doch Bowie setzte noch einen drauf: Nicht nur sein Aussehen, sondern seine ganze Persönlichkeit wechselte er häufiger und erfolgreicher als jeder andere Künstler.
Der Mann, der vom Himmel fiel
Als Mann in Frauenkleidern, mit langen Locken und zarten Gesichtszügen, wollte er so gar nicht in die Zeit der wilden Sechziger und Siebziger Jahre des Rock-Business passen. Kein Wunder also, dass er 1976 für die Filmrolle in "Der Mann, der vom Himmel fiel" gecastet wurde. Er sehe eben einfach wie ein Außerirdischer aus, sagte Bowie damals selbst.

Ob Star-Bloggerin Chiara Ferragni, Sängerin Lady Gaga oder Kultmodel Kate Moss - sie alle haben David Bowie und sein Alter Ego Ziggy Stardust für Fotoshootings kopiert. Keine kam an das Original heran, soviel ist sicher, aber schon die Häufigkeit der visuellen Bowie-Zitate ist auffällig.
Verrückte Bühnenoutfits, grausige Frisuren, die aussehen wie selbst zurecht geschnippelt, oder rot geschminkte Augen: Es gab nichts, wovor Bowie zurückgeschreckt hätte.

Noch heute zählt sein Alter Ego Ziggy Stardust zu den großen Inspirationsquellen für Künstler jeder Art. Dass der Brite den Außerirdischen schon 1972 - also vor über 40 Jahren - erschuf, wirkt im Jahr 2016 mit seinen hochentwickelten Technologien und geplanten Raumfahrtausflügen zum Mars bahnbrechender denn je.
Ziggy Stardust und moralische Abgründe
Man muss die Musik von David Bowie nicht mögen, seinen Kleidungsstil nicht schätzen, um das überidische Charisma des 1947 in Brixton, London, geborenen Mannes zu erfassen. Man kann ihn verachten für seine Drogensucht, die obszönen Auftritte oder sein damals skandalöses Bekenntnis zu offenen Beziehungen und Bisexualität.
Das alles ändert aber nichts daran, dass er einer der ganz Großen der Musikgeschichte war, ist und bleibt. Ein "Rebel Rebel", fragil und sensibel, der vom Himmel fiel, um den Menschen die Freiheit zu schenken. Die Freiheit, sie selbst zu sein, ganz egal, was andere denken.