Kaum ein Detail an Hochzeiten ist wichtiger als das Brautkleid. Die Krux dabei: Viel Zeit wird für die Suche aufgebracht, dann vergeht eine lange Zeit, nachdem die Braut das Kleid ausgesucht und letztendlich stolz präsentieren kann – und dann trägt sie das Hochzeitskleid nur einen Tag lang. Die meiste Zeit hängt das Brautleid demnach im Schrank.
Was macht man also nach der Hochzeit mit dem Stofftraum in Weiß? Oder was ist, wenn die Hochzeit um ein Jahr verschoben werden muss? Wie kann man dafür sorgen, dass Tüll, Spitze, Organza und Co. noch genauso schön aussehen, wie am Tag, als man das Hochzeitskleid im Brautmodengeschäft gekauft hat? Wir sind den Fragen nachgegangen und haben Textiltechnologin und Designerin Nicola Reinert nach hilfreichen Experten-Tipps gefragt.
Brautkleid vor der Hochzeit aufbewahren
Was viele nicht wissen und was aber vor der Hochzeit ein wahrer Lebensretter sein kann, ist, dass einige Brautmodenläden anbieten, das Kleid bis zur Hochzeit professionell zu lagern. So ist das Kleid vor Verfärbungen und Verformungen im Vorfeld geschützt.
Brautkleid-Aufbewahrung: Tipps für nach der Hochzeit
Auch der schönste Tag muss einmal zu Ende gehen und das Brautkleid wieder ausgezogen werden. In den meisten Fällen sind die Kleider nicht nur wunderschön, sondern auch ausladend. Also nur wohin damit? Und wovor muss das Hochzeitskleid am meisten geschützt werden? Stoff-Expertin Nicola Reinert nennt hier vor allem vier Gefahren für die sensiblen Stoffe: "Ein Brautkleid sollte gut vor Licht, Schmutz, Staub und natürlich auch vor Motten geschützt werden." Bei Motten gilt die Faustregel: Je höher die Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur, desto wahrscheinlich ist ein Mottenbefall.
Neben Licht, Schmutz, Staub und Motten kann aber auch Feuchtigkeit bei Brautkleidern zum Verhängnis werden. Vor allem Stoffe aus Baumwolle und Seide hätten die Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzunehmen, was Schimmel hervorrufen könne, warnt Nicola Reinert.
Brautkleid-Reinigung: Warum macht das Sinn?
Auch wenn das Brautkleid bei der Hochzeit nicht dreckig geworden sein sollte, lohnt sich eine professionelle Reinigung nach dem großen Tag – die Textil-Expertin verrät warum: "Beim Tragen lagert sich Schmutz und Öle und Abrieb von der Haut auf den Stoffen ab, die Flecken hinterlassen. Auch wenn diese eventuell für das bloße Auge zunächst nicht erkennbar sind, können sie über die Jahre jedoch zu Schäden und auch zu Verfärbungen des Textils führen."
No-Gos bei der Brautkleid-Aufbewahrung
Da Stoffe wie Seide, Organza, Spitze oder Tüll sehr empfindliche Materialien sind, kann man bei der Lagerung einiges falsch machen. Vor allem vor einer Sache rät Nicola Reinert besonders ab: "Generell rate ich Textilien nicht in Plastik-Kleidertaschen aufzubewahren, da diese über die Zeit chemische Dämpfe absondern können und so die Fasern der Stoffe angreifen und diese beschädigen."
Weitere Aufbewahrungsarten, die bei Brautkleidern eher suboptimal sind, finden Sie hier:
- Brautkleider nicht aufhängen: Das schwere Kleid kann auf Dauer unschöne Verformungen durch den Bügel erhalten
- Keinen Karton verwenden: Kartons können säurehaltige Substanzen enthalten, die das Kleid verfärben können
- Das Kleid nicht mit Accessoires lagern: Das Brautkleid sollte separat aufbewahrt werden, Schmuck oder Schuhe könnten den Stoff verletzen
Der ideale Ort für die Brautkleid-Aufbewahrung
Der perfekte Ort, um das Brautkleid dauerhaft lagern zu können, sollte: trocken, gut belüftet und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein. Nicola Reinert empfiehlt: "Am besten man bewahrt die Kleidungsstücke an einem lichtgeschützten Ort, in einer pH-neutralen Box oder einem Kleiderbeutel aus unbeglichener Baumwolle auf. Sollte man das Kleidungsstück einwickeln wollen, kann man hierfür säurefreies Seidenpapier und Baumwollmusselin (am besten bio und ungefärbt) verwenden." Wichtig ist: Sämtliche Chemikalien sollten von den Textilien ferngehalten werden.
Ein Profi-Tipp: Das Kleid sollte unbedingt ab und zu herausgeholt werden zum aushängen. So umgeht man einen muffigen Geruch und die Falten festigen sich nicht dauerhaft.
Wie kann man das Brautkleider vor Vergilbung schützen?
Stoffe endgültig vor Vergilbung zu schützen ist (leider) unmöglich, Nicola Reinert nennt aber sieben Gründe, die eine Verfärbung des Stoffes fördern und die möglichst vermieden werden sollten:
- Langfristige Lichteinstrahlung
- Extreme Hitzeeinwirkung
- Verwendung chemischer Zusätze beim Waschen
- Schweiß
- Parfüm
- Creme
- Deospray
Um Verfärbungen vorzubeugen sollten laut Nicola Reinert empfindliche Textilien möglichst nicht direkt mit Parfüm und Cremes in Kontakt kommen. Zudem sei es wichtig, die Textilien mit dem richtigen Waschmittel zu reinigen (z.B. Seide mit speziellem Seidenshampoo) und keinesfalls sollte Waschmittel mit Bleichmittel verwendet werden. "Denn diese greifen die Fasern an und beschädigen diese, was wiederum zu Vergilben führen kann", warnt die Expertin.
Verwendete Quellen: Selbstgeführtes Experten-Interview, yestothedress.com