Die Entstehung des Beauty-Booms
Ohne die kosmetischen Errungenschaften der Zwanzigerjahre sähen wir heute vermutlich ganz schön langweilig aus. Ein Leben ohne Lippenstift, Puder, Nagellack, Kurzhaarfrisuren und Chanel No.5? Unvorstellbar! Warum die Kosmetik-Industrie so aufblühte? Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte Aufbruchsstimmung - und vor allem Männermangel. Frauen spielten mit ihren Reizen, im Alltag, bei der Arbeitssuche oder auf ausschweifenden Charleston-Partys. Ihre Tools: Zigarettenspitzen, Modeschmuck, Puder, Lippen- und Augenfarben. So wurde Make-up salonfähig. Mit Bob-Frisuren, tiefem Dekolleté und nacktem Knöchel war das Auftreten freizügig wie nie. Die verbesserten Kosmetik-Zusammensetzungen und -Neuheiten ermöglichten die Verwandlung der züchtigen Dame zum Flapper-Girl. Die Vorbilder: Leinwandgöttinnen und Avantgarde-Frauen wie Coco Chanel.
1 Ein Klassiker im verspielten Retro-Design: Der mattierende Puder von T. LeClerc, ca. 41 Euro
2 Absolutes Signal: "Terrybly Nail Lacquer" in "4 Electric Vermillion", von By Terry, ca. 23 Euro
3 Der "Colour Elixir"- Lippenstift pflegt und verleiht intensive Farbe. Von Max Factor, ca. 11 Euro
4 Gibt auch feinsten Wimpern Fülle und Schwung: "Phenomen' Eyes Mascara" von Givenchy, ca. 28 Euro
5 Veredelt den Teint mit zartem Schimmer: "Météorites Voyage"- Puder von Guerlain, ca. 125 Euro
Der Stil: Mehr ist mehr
Die Basics des Zwanziger-Jahre- Looks waren rauchig geschminkte Augen, schwarz getuschte Wimpern, Rouge auf den Wangen, dünn gezupfte Augenbrauen und ein intensiv akzentuierter Mund. Auch heute greifen die Stars auf diese mondänen Make-up-Elemente zurück.
So einfach wie wir hatten es die Twenties-Ladys aber nicht: Für XL-Wimpern wurde ein Gemisch aus Kohle und Vaseline eingekämmt, Max Factor sorgte in den Zwanzigern für die ersten "Fake Lashes" aus Echthaar. Ebenfalls eine absolute Neuheit war der Nagellack. Aus Autolacken wurde erstmals ein helles Rosé für die Finger entwickelt. Das absolute Must-have war aber der "Cupid's Bow", bei dem der Lippenbogen durch Überschminken der Mundform extrem betont wurde. Hierfür gab es sogar spezielle Schablonen. Auch wenn die Stummfilm-Stars eher blass schienen - in den Zwanzigern war gebräunte Haut das erste Mal angesagt. Der Auslöser: Coco Chanel, die in ihrem Urlaub in der Sonne einschlief und mit einem Bronze-Teint zurückkehrte.
Parfüm-Revolution: Der Duft der "Flapper"
Verruchte Bars, mit Absinth gefüllte Gläser und ein Hauch von Parfüm in der Luft: das Flair der Zwanzigerjahre.1921 wurde mit der Lancierung von "Chanel No.5" Parfüm-Geschichte geschrieben. Die blumig-schwere, feminine Kreation mit Amber und Jasmin bildete einen Kontrast zum sonst eher androgynen Frauenbild. Obendrein war Coco Chanel eine der ersten Designerinnen, die neben Mode und Schmuck auch einen eigenen Duft auf den Markt brachte. 1925 zog Guerlain mit "Shalimar" nach. Die intensive, sinnliche Moschus-Note sorgte für Aufsehen. Auch dieser Duft ist zum absoluten Klassiker aufgestiegen.
1 Betört mit Absinth- Aroma: das Parfum "Forbidden Flower" von Lolita Lempicka, 50 ml EdP, ca. 63 Euro
2 Duschgel "Rose 4 Reines" im Vintage-Chic und mit feinem Rosen-Duft. Von L'Occitane, 250 ml, ca. 14 Euro
3 Moschus-Duft "Midnight Oud" von Juliette Has a Gun, 100 ml EdP, ca. 100 Euro
Frisuren-Freiheit: Alle wollen Bob
Ob Garçon-, Eton-, oder Pagenschnitt mit Pony: Die Haare mussten kurz sein! Die Inspiration dazu waren die geometrischen Frisuren der alten Ägypter. Mit ihren burschikosen Bob-Frisuren setzten Stars wie Louise Brooks ein Signal für die Emanzipation. Heute ist der Shortcut ein Trend-Statement. Definierte Locken oder in Wasserwellen gelegte Shortcuts stehen ebenso für die "Roaring Twenties" wie perlenbesetzte Stirnbänder und glitzernder Haarschmuck.
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