Es ist aber auch verwirrend
: Eigentlich heißt die zarte Mademoiselle mit den Rehaugen Audrey. Audrey Tautou, nicht Hepburn, auch wenn sie der Hollywood-Ikone unbestreitbar sehr ähnlich sieht. Viele denken, ihr Name sei Amélie, denn so hieß die heute 32-jährige Französin in ihrem ersten großen Kinoerfolg "Die fabelhafte Welt der Amélie". Das Mädchen aus dem ländlichen Beaumont in Zentralfrankreich wurde damit über Nacht zum Star. Und jetzt wird aus Amélie Coco.
"Coco avant Chanel" heißt die Verfilmung des Lebens der Modeschöpferin, ab Sommer bei uns im Kino zu sehen. Es ist das Jahr der zwei großen C für Tautou, wurde sie doch auch noch zum Gesicht der neuen "Chanel N° 5"-Kampagne erkoren. Das heißt: Riesenrummel um die kleine Schauspielerin - dabei mag die so etwas doch gar nicht.
Als "Amélie" ins Kino kam, reisten Sie angeblich für längere Zeit nach Indonesien, weil Sie sich nach Anonymität sehnten. Stimmt das?
Nicht erst als der Film herauskam - sofort nach den Dreharbeiten habe ich mich aufgemacht.
Wovor hatten Sie Angst?
Nun ja, ich hatte nicht direkt Angst. Ich wusste ja gar nicht so genau, was da auf mich zukam. Ich war eher erschrocken als ängstlich, und ich musste erst einmal damit klar kommen, dass ich seitdem auf manche kleine Freiheit verzichten muss: Ich kann nicht mehr U-Bahn fahren, ohne angesprochen zu werden, und überall starren die Leute mich an wie ein Tier im Zoo. Das war anfangs schwierig, weil ich mir niemals gewünscht hatte, berühmt zu werden. Doch im Lauf der Zeit bin ich etwas cooler geworden.
Heute sind Sie das Gesicht der "Chanel N° 5"-Kampagne - wie vor Ihnen schon Catherine Deneuve, Carol Bouquet und Nicole Kidman.
Nicht schlecht, was? Ich frage mich, was ich in der Reihe dieser famosen Damen zu suchen habe. Im Ernst: Teil dieser Kampagne zu sein, ist eine sonderbare Erfahrung. Aber ich betrachte sie als etwas Neues. Ich vergleiche mich nicht mit diesen großartigen Schauspielerinnen, ich sehe mich nicht in deren Tradition. Dafür fühle ich mich dem Duft sehr verbunden, mit seiner Geschichte und besonders mit Coco Chanel.

Warum gerade mit diesem Duft?
Ich finde, er riecht sehr französisch. Das passt zu mir. Er hat etwas Raffiniertes, Elegantes und Delikates - oh, nein, jetzt beschreibe ich nicht mich selbst! Aber das sind Eigenschaften, die man oft mit Französinnen in Verbindung bringt. Es heißt, das sei das Image französischer Frauen in den Augen Fremder, das Klischee einer Pariser Dame. Und ich bin sehr froh, eine solche Dame zu sein! (kichert)
Dass Sie sich mit Coco Chanel eng verbunden fühlen, liegt auf der Hand, allein wegen Ihres neuen Films "Coco avant Chanel". Haben der Film und die aktuelle Kampagne etwas miteinander zu tun?
Nein, das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Der Film spielt in der Zeit vor Coco Chanels großem Erfolg, bevor dieser Duft entwickelt wurde. Außerdem: Im Film spiele ich eine Rolle, ich porträtiere Coco Chanel. In der Kampagne spreche ich als Audrey Tautou.
Sie und die Modeschöpferin kommen aus derselben Gegend Frankreichs. Für Coco Chanel war es ein riesiges Erlebnis, als sie das erste Mal nach Paris kam. Wie war das für Sie?
Ich habe so gestaunt! Ich war ungefähr sieben Jahre alt, als ich das erste Mal nach Paris kam. Und ich war total besessen davon, den Eiffelturm zu sehen. Wenn ich als kleines Mädchen mit meinen Eltern durch die Kleinstadt spazierte, aus der ich komme, habe ich immer auf die Gebäude links und rechts gezeigt und gefragt: "Ist das größer als der Eiffelturm?" Nachdem ich drei Monate lang gequengelt habe, brachten sie mich nach Paris, damit ich dort einmal die wahre Größe des Eiffelturms sehen konnte. Das war ein unvergesslicher Augenblick.
Hat diese Faszination für die Hauptstadt angehalten?
Das zweite Mal kam ich nach Paris, um dort Schauspiel zu studieren. Nur einen Sommer lang. Meine Mutter hat mich begleitet, ich war knapp 18 Jahre alt, und ich war sprachlos, weil es in Paris überall - auf den Straßen, in der Metro - so viele hinreißende Frauen gab. Wunderschön. Und groß. Ich dachte: Paris ist eine faszinierende Stadt. Dort leben ausschließlich zauberhafte Frauen! Erst am Ende meines Aufenthalts stellte ich fest, dass ich gleich neben einer Modelagentur gewohnt hatte.

Ihr Werbespot für "Chanel N° 5" erzählt die Geschichte einer Liebe auf den ersten Blick. Glauben Sie an so etwas?
Ja, klar! Die Leute erzählen doch immer wieder Geschichten davon, dass sie auf einen Schlag wussten: Das ist der Richtige.
Ging es Ihnen auch schon so?
Liebe auf den ersten Blick? Ist mir einmal passiert. Aber die Umstände dieser Liebesgeschichte waren nicht sonderlich romantisch, deshalb erspare ich Ihnen die Details.
Was ist mit der richtig großen Liebe? Coco Chanel glaubte nicht an die Ehe.
Ich glaube schon daran. (Überlegt kurz) Oder was heißt "daran glauben"? Die Ehe ist ja keine Religion. Andererseits: Sicher, wenn man heiratet, muss man natürlich auch an die Ehe glauben.
Familie ist Ihnen bekanntermaßen wichtig. Eine ihrer Schwestern arbeitete am Set von "Coco avant Chanel" als Schneiderin. War das eine Ihrer Vertragsbedingungen?
Bei der ersten Kostümprobe war ich total überwältigt von der Kostümbildnerin und habe sie gefragt, ob meine kleine Schwester, die gerade die Modeschule abgeschlossen hat, ihr einen Tag lang über die Schulter schauen dürfte. Weil meine Schwester aber jede Menge Talent hat, haben sie sie für den ganzen Dreh behalten. Alle Frauen in der Tautou-Familie sind eben herausragende Persönlichkeiten.
